Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.

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Gáborová, Margita (2012): Kulturtransfer und Rezeption in der deutschsprachigen Presse Bratislavas. Modernisierung aus dem Norden – eine Fallstudie am Beispiel Henrik Ibsens. In: Gáborová, Margita (Hrsg.): Na zlome času. Im Wandel der Zeit. Modernistické (antimodernistické) tendencie v multikultúrnej Bratislave v medzivojnovom období. Bratislava: Universzita Komenského. S. 25-47.

Dieser Artikel widmet sich der Untersuchung von Kulturtransferenz in der deutschsprachigen Presselandschaft Bratislavas in den 1920er Jahren am Beispiel eines ausgewählten Textkorpus.
Der Beitrag wird eingeleitet von einem kurzen inhaltlich-thematischen Überblick, gefolgt von einem ersten, längeren Abschnitt unter der Überschrift „Theoretische Ansätze – Modernisierung, Interkulturalität, Kulturtransfer und Rezeption“, in dem zunächst die relevanten Begriffe wie Moderne bzw. Modernisierung erläutert werden. Diese sind „im Sinne einer sozialhistorischen Dimension aufzufassen, die alle, für die Kultur relevanten Gebiete des Lebens miteinbezieht“, gleichzeitig beinhalten sie auch einen Wandel auf dem Gebiet der Literatur „in einem kulturologischen, literaturhistorischen und -theoretischen Sinn.“ Diese Begriffsbestimmung wird hinsichtlich ihres historischen Kontextes zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erweitert; so wurde der Modernisierungsprozess begleitet von „tiefgreifenden sozialen, ideellen und kulturellen Veränderungen […], die enorme Wertverschiebungen auf dem Gebiet der Ethik, Moral, Ästhetik, Kunst und Literatur mit sich brachten.“ Eingebettet in diesen gesellschaftlichen Wandlungsprozess konnte sich auch ein großer Zeitungsmarkt entwickeln.
Diesen Ausführungen folgt eine Erläuterung des der Untersuchung zugrundeliegenden methodologischen Ansatzes, der auf Hans-Jürgen Lüsebrinks Studienbuch zur interkulturellen Kommunikation basiert. Zitiert wird interkulturelle Kommunikation als „kommunikative Dimension der Beziehung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen auf verbaler, nonverbaler und medialer Ebene“, während Interkulturalität Phänomene umfasst, die „aus dem Kontakt zwischen unterschiedlichen Kulturen entstehen“. Dabei ist Kulturtransfer „ein Prozess, der für die Übertragung der Kulturgüter zwischen den Kulturen sorgt“. Wichtig ist außerdem der Vermittlungsprozess, d.h. die Arbeit von Übersetzern, Buchhändlern, Künstlern, Wissenschaftlern etc., welche durch Mittlerinstanzen wie Medien, Verlage, Schulen usw. repräsentiert werden. Zu den aus dem Vermittlungsprozess hervorgehenden Aneignungsformen gehören Übertragung, Nachahmung, kulturelle Adaption, Kommentar und produktive Rezeption, wobei der Grad der Nähe oder Entfernung zum Original zwischen den einzelnen Formen stark variiert.
Der folgende dritte Abschnitt unter der Überschrift „Deutschsprachige Presse in Bratislava und ihre Vermittlungspersönlichkeiten“ beginnt mit einem historischen Überblick über das deutschsprachige Pressewesen Bratislavas. So erschienen im Untersuchungszeitraum – die Jahre 1918 bis 1929 – ganze 43 deutschsprachige und 18 gemischtsprachige Periodika. Unter ihnen gehören die „Preßburger Zeitung“, der „Grenzbote“, die „Deutsche Zeitung für die Slowakei“, die „Volksstimme“, die „Theaterwoche“ sowie „Das Riff“ und „Die Heimat“, zu den im Aufsatz untersuchten Blättern, die nach ihrer Aufzählung jeweils kurz vorgestellt werden; es handelt sich bei diesen vor allem um Zeitschriften für Kultur, Literatur, Kunst und Theater usw.
Der vierte und umfangreichste Abschnitt „Henrik Ibsens Rezeption und Modernisierung“ geht umfassend und detailliert auf diesen stark kulturorientierten Teil der Presselandschaft Bratislavas ein. So entstand etwa „Das Riff“ (mit einem Zitat Henrik Ibsens auf seiner Titelseite) unter dem Eindruck des Aufkommens des Modernismus in Skandinavien, wobei die Wahl des Ibsen-Zitats als Motto der Zeitung „[…] für die Bedeutung Ibsens und seinen Einfluss im geistigen Klima Zentraleuropas [spricht].“ Zur Bedeutung Henrik Ibsens wird außerdem festgestellt: „[d]ie Vermittlung seiner Werke zeigt sich im untersuchten Zeitschriftenkorpus am intensivsten und seiner Person wurde unter den skandinavischen Schriftstellern der größte Platz eingeräumt.“ Die Rezeption hat dabei drei Arten in der Presse Bratislavas, und zwar (1) Besprechung oder Rezension seiner Dramen oder deren Aufführungen, (2) Artikel, die ihn als Person und Schriftsteller thematisieren und (3) die Nachahmung seiner Werke. Wie im Abschnitt zu den methodologischen Grundlagen beschrieben, widmet sich die umfangreiche Untersuchung vor allem den kultur- und literaturhistorischen Aspekten anhand zahlreicher Belege aus dem Korpus, wobei eher nicht auf Phänomene des Sprachkontakts eingegangen wird. Im Artikel ist außerdem auffällig, dass teilweise Titel wie „Nora oder Ein Puppenheim“ (Seite 38) falsch wiedergegeben werden, indem das Wort „oder“ nicht kursiviert und so nicht als zum Titel gehörig markiert wird, während an anderer Stelle mehrfach nicht zu Titeln gehörende Wörter gemeinsam mit Titeln kursiviert werden, z.B. „unter dem neuen Namen Bratislava. Sie […]“ oder „Das Riff und Die Heimat“ (beide S. 31). Meist handelt es sich wohl um ein Versehen, beim ersten Beispiel jedoch nicht, wie die falsche Aussage zeigt: „Die zur Pflichtlektüre gewordene Nora oder Ein Puppenheim, wie das Stück eigentlich heißt [sic]“ – es handelt sich nicht um ein Stück, dass „Nora“ genannt wird, aber eigentlich „Ein Puppenheim“ heißt, sondern beide Teile und das verbindende „oder“ stellen den vollständigen Titel dar.
Am Ende des Artikels wird knapp und ohne eigene Überschrift noch einmal die wichtige Rolle von Ibsens Werk für die Beförderung moderner Themen betont, wofür die intensive Rezeption in der deutschsprachigen Presse Bratislavas einen Beweis liefert. Zum Thema des „Kulturtransfers aus dem Norden“ bieten sich laut diesem Fazit viele weitere Künstler und deren Rezeption in der deutschsprachigen Presse Bratislava für eine eingehendere Untersuchung an. Da der Aufsatz eher auf kulturhistorischer bzw. literaturwissenschaftlicher Aspekte des Gegenstandes fokussiert, findet keine sprachwissenschaftliche Analyse am Material der untersuchten Zeitungen statt.

Meier, Jörg (2014): Die „Kaschauer Zeitung“. Ein Forschungsprojekt zur Kultur und Sprache der deutschen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Slowakei um 1900. Stuttgart: Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen. In: Karpaten-Jahrbuch 2015. Kalender der Karpatendeutschen aus der Slowakei 66. S. 174-182.

Dieser Aufsatz stellt eine Projektbeschreibung eines Forschungsprojekts zur Untersuchung der Kultur und Sprache der deutschen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Slowakei um 1900 am Material der „Kaschauer Zeitung“ dar. 
Der Text ist untergliedert in eine kurze Einleitung, gefolgt von den Abschnitten „2. Untersuchungskorpus und historischer Hintergrund“, „3. Ziele des Forschungsprojekts“, „4. Theoretischer Rahmen und Untersuchungsmethoden“ und „5. Ausblick – Wissenschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Relevanz“. 
In der Einleitung wird ein Überblick zum avisierten Gegenstand der Zeitungen und Zeitschriften und ihrer Bedeutung für deutsch- und mehrsprachige Minderheiten in Ostmitteleuropa gegeben; beabsichtigt ist die Untersuchung der „Kaschauer Zeitung“ aus „sprachwissenschaftlicher, kultur- und literaturwissenschaftlicher sowie sozialhistorischer und massenmedialer Perspektive“. Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass sich in weiteren geplanten Projekten den Zeitungen „Neue Freie Presse“, „Pester Lloyd“ und „Prager Tageblatt“ vergleichend gewidmet werden soll. Im zweiten Abschnitt werden der historische Hintergrund und vor allem das der Untersuchung zugrundeliegende Korpus näher erläutert. Dabei handelt es sich um noch unerschlossenes Quellenmaterial in Form von Digitalisaten der „Kaschauer Zeitung“ als Teil einer seit 2012 in Erstellung befindlichen digitalen historischen Bibliothek initiiert durch das „Digitale Forum Mittel- und Osteuropa“ (DiFMOE); abgebildet ist hier ein Titelblatt der „Kaschauer Zeitung“. Der dritte Abschnitt gibt als Ziele des Forschungsprojekts unter anderem an, dass analysiert werden soll, „inwieweit das politische, wirtschaftliche und soziale Zeitgeschehen in Mitteleuropa Einfluss auf die Gestaltung von Zeitungen hat“ und ob im Laufe der Zeit Veränderungen in der Pressesprache feststellbar sind. Aufgelistet sind hierbei zahlreiche Forschungsfragen, wie zum Beispiel: „Welche Einflüsse wirken auf die Pressesprache ein und wie beeinflusst Pressesprache die Alltagssprache?“ oder „Welche Rolle spielen Sprachkontaktphänomene und in welchen Kontexten werden Internationalismen und Fremdwörter verwendet?“ (S. 178, Hervorhebungen im Original.) Im vierten Abschnitt werden die theoretischen und methodischen Grundlagen der Untersuchung auch in Hinblick auf einzelne Aspekte wie Politik, Medien, Sprachkultivierungsprozesse, Sprachkontaktphänomene etc. detaillierter ausgeführt. Der letzte Abschnitt hebt noch einmal die Notwendigkeit der Untersuchung der Geschichte deutschsprachiger Presse in Mittel- und Osteuropa und die Schließung der hier bestehenden Forschungslücken hervor.
Der Aufsatz liefert eine Vielzahl fundierter Perspektiven und Aspekte einer prospektiven sprachwissenschaftlichen Untersuchung der Pressesprache am Material deutschsprachiger Minderheitenpresse; Analysebeispiele aus dem tatsächlichen Inhalt der „Kaschauer Zeitung“ werden dabei jedoch nicht angeführt. 

Meier, Jörg (2018): Zur Situation der deutsch- und mehrsprachigen Presse in Mittel- und Osteuropa. In: Philipp, Hannes/Ströbl, Andrea/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 6). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 358-371. 

Dieser Aufsatz bietet einen kompakten Überblick über die Situation deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Russland, über ihre geschichtlichen Daten und Auflagenhöhen sowie über ihre sprachliche Zusammensetzung.
Eine umfangreichere Einleitung widmet sich zunächst dem Medium Zeitung bzw. Zeitschrift allgemein; demnach erlebten Zeitungen zwar „ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ und befinden sich heute in einer rasch voranschreitenden Krise, dennoch gibt es immer noch u.a. 352 Tages- und 21 Wochenzeitungen in Deutschland sowie in 86 Ländern (außerhalb von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburgs und Liechtensteins) erscheinende deutschsprachige Presseerzeugnisse. In Ländern, „in denen z. T. seit dem Mittelalter DeutschsprecherInnen leben“ (d.h. außerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz), wurden erste deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften schon im 19. Jahrhundert herausgegeben. Zu den Aufgaben und Zielen solcher regionaler oder kommunaler Periodika gehörte, u.a. „die kulturelle Gemeinschaft der DeutschsprecherInnen zu fördern und zu unterstützen“, „der deutschen Sprache und Kultur im Ausland zu dienen“ und ihre Kultur mit den Menschen des jeweiligen Gast- bzw. Wahllandes zu teilen sowie ein Verständnis für die deutsche Kultur zu vermitteln“. Für deutsche Urlauber und für immer mehr Auslandsdeutsche spielen Neugründungen deutschsprachiger Zeitungen „in den Hauptreiseländern der Deutschen“ (z.B. auf den Balearen, den Kanaren, in der Türkei oder Griechenland) eine wichtige Rolle. Viele auslandsdeutsche Periodika stehen jedoch vor unterschiedlichen Schwierigkeiten. Dazu gehören u.a. schwindende Leserzahlen, Mangel an „geeigneten MitarbeiterInnen […], die über ausreichende Sprachenkenntnisse und das entsprechende Fachwissen verfügen“, geringer Bekanntheitsgrad der Blätter, Vorurteile bei Außenstehenden gegenüber deutschsprachigen Medien und ein allgemeinhin abnehmender Zuspruch für Printmedien (infolgedessen wird „der größte Teil der deutschsprachigen Presse im Ausland heute durch das Internet verbreitet […]“ bzw. lösen digitale Angebote ihre Druckausgaben oftmals vollständig ab). Als eine der Hauptursachen wird die Assimilierung deutschstämmiger Minderheiten im Ausland genannt, in deren Folge Sprachkompetenzen verloren gehen. Desweiteren wanderten zahlreiche Angehörige deutschsprachiger Minderheiten im Ausland, vor allem während und nach der Zeit der politischen Wende, nach Deutschland ab. Allerdings haben deutschsprachige Periodika im Ausland auch „eine Reihe von Stärken“ wie z.B. Flexibilität, enger Kontakt zu der Leserschaft und eine gewisse Monopolstellung, darüber hinaus erfüllen sie „eine unentbehrliche Informations- und Identifikationsfunktion für die jeweiligen deutschen Minderheiten“.
Der zweite Abschnitt stellt „Deutsch- und mehrsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Mittel- und Osteuropa“ vor. Zunächst wird noch einmal auf die recht unterschiedliche Situation auslandsdeutscher Periodika eingegangen. So lässt sich etwa in Deutschlands Nachbarländern (wie z.B. Belgien, Frankreich, Dänemark, Polen) die deutsche Sprache und die auslandsdeutsche Presse leichter erhalten, in anderen Ländern wie Spanien, Griechenland und der Türkei profitieren deutsch- und mehrsprachige Periodika von Tourismus und „mehr oder weniger dauerhaft oder saisonal ansässige[n] Rentner- oder Pensionärskolonien“. Während Italien bzw. Südtirol, Belgien und Dänemark sowie Namibia hinsichtlich auslandsdeutscher Zeitungen eine „Stabilität oder teilweise sogar Ausweitung zeigen“, ist in anderen Ländern ein „deutlicher, teilweise dramatischer Rückgang zu verzeichnen“. Anschließend werden einige deutschsprachige Tageszeitungen „mit einer einigermaßen hohen Auflage“ in tabellarischer Form aufgelistet, darunter z.B. die „Neuesten Nachrichten“ aus Ungarn mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren in den 1980er Jahren.
In den folgenden Unterabschnitten wird die deutsch- oder mehrsprachige Presse der Länder Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Russland sowie die der Slowakei jeweils einzeln betrachtet; dies geschieht in Form knapper kulturhistorischer Zusammenfassungen. Dabei werden Titel, Erscheinungszeiträume, Auflagenhöhen, Rubriken und ähnliche Daten genannt, es werden jedoch keine Textbeispiele gezeigt und eine Untersuchung des Inhalts der Blätter findet nicht statt.
Im dritten und letzten Abschnitt wird eine vielfältige Diskussion der „Aufgaben und Perspektiven für die Forschung“ geboten. Es wird eingeräumt, dass der Beitrag „das gewaltige Spektrum und die Vielfältigkeit der deutschsprachigen Presse im Ausland nur in Ansätzen“ aufgezeigt hat. Einer interdisziplinären Forschung bietet sich also die Aufgabe, diese „reichhaltigen Quellen näher auszuwerten“. Die Grundlagen für „eine Archivierung und bibliographische Erschließung sowie für eine umfangreiche Bestandssicherung stark gefährdeter Materialien, aber auch für eine systematische, diachrone und synchrone Erforschung – vor allem historischer – deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland“ wurden durch verschiedene Projekte geschaffen, wie den Heidelberger „Katalog deutschsprachiger Zeitungen im östlichen Europa“, das Projekt „ANNO“ der Wiener Nationalbibliothek und die Digitalisierungsprojekte des „Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa“ (DiFMOE), z.B. „Cassovia Digitalis“. Als problematisch wird herausgestellt, dass es bislang „nur wenige vergleichbare, methodische Analyseverfahren gibt“, in diesem Zusammenhang lassen u.a. text- und diskurslinguistische Ansätze „Anregungen für eine stärkere Konzeptualisierung und Strukturierung der Forschung“ erwarten. Im Folgenden wird noch einmal die Bedeutung deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland als Zugänge zum Verständnis früherer und heutiger Kulturlandschaften und mehrsprachigen bzw. multiethnischen Zusammenlebens betont. Darüber hinaus können sie „Einblick in die regionale Verarbeitung nationaler und internationaler Ereignisse und in verschiedenartige Teilausschnitte des gesellschaftlichen Lebens“ bieten. Ihre Erforschung erfolgte „jedoch bisher allenfalls punktuell und ließ kaum Rückschlüsse auf etwaige Ähnlichkeiten oder Unterschiede der Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion in verschiedenen deutsch- und mehrsprachigen Regionen zu“. Obwohl eine Vielzahl einschlägiger Publikationen im Bereich der Presseforschung existieren, fehlt sowohl für die diachrone als auch für die synchrone Forschung ein wissenschaftliches Grundlagenwerk.

Urbán, Péter (2012): Bratislavaer Deutsche oder deutschsprachige Bratislavaer? Theoretische Erwägungen zur Frage der kollektiven Identifikation der deutschsprachigen Einwohner Bratislavas nach 1918. In: Gáborová, Margita (Hrsg.): Na zlome času. Im Wandel der Zeit. Modernistické (antimodernistické) tendencie v multikultúrnej Bratislave v medzivojnovom období. Bratislava: Universzita Komenského. S. 86-109.

Dieser Aufsatz examiniert die Eignung dreier theoretischer Konzepte für die Untersuchung der kollektiven Identifikation der deutschsprachigen Einwohner Bratislavas nach 1918 anhand der zeitgenössischen Presse. Dies sind laut der einleitenden Worte des Beitrags (1) die Methoden der Kulturtransferforschung, (2) die „Auffassung von den Phänomenen Nation, Rasse und Ethnizität“ nach Roger Brubaker und (3) „die Frage, warum die historische Presse als Quelle für die vorgenommene Forschung geeignet ist“.
Der erste Abschnitt bietet einen kurzen Überblick über „Die historische Bedeutung des Jahres 1918“ mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie. Daneben werden die Forschungsfragen genannt, denen in den folgenden Abschnitten nachgegangen werden soll, wie z.B. die Frage, was der politische Wechsel für die deutschsprachige Bevölkerung der multiethnischen Stadt Pressburg/Bratislava bedeutete.
Der folgende Abschnitt unter der Überschrift „Der Beginn der Nationalbewegungen“ liefert eine kurze Erläuterung der Beziehung der deutschsprachigen Bevölkerung zum Königreich Ungarn gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die von „einer starken, bewussten und freiwilligen Hingabe und Loyalität gekennzeichnet [war]“ sowie ihres „von Gelehrten und Intellektuellen geprägten und getragenen kollektiven Selbstbildes“. Als fünf entscheidende Faktoren der kollektiven Selbstidentifikation nach Jozef Tancer und Elena Mannová werden genannt: (1) „Die konfessionelle Zugehörigkeit zum dem auf den Prinzipien der deutschen Aufklärung und des deutschen Pietismus basierenden Protestantismus“, (2) „intensive wissenschaftliche, wirtschaftliche, private und akademische Kontakte mit dem deutschsprachigen Raum“, (3) „die Zugehörigkeit zum Königreich Ungarn“, (4) „weitgehende Integration in das ungarische politische, gesellschaftliche und Kulturmilieu in Form von Lokalpatriotismus und Multilingualismus“, (5) „hoher Identifitierungsgrad [sic] mit den staatsrechtlichen und bürgerlichen Prinzipien und Abneigung gegen die ethno-nationalistische Profilierung.“
Im Anschluss daran zeichnet der dritte Abschnitt unter der Überschrift „Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts“ die historischen und sozio-kulturellen Entwicklungen im Laufe des 19. Jh. nach, die schließlich mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, der Trennung ihrer Heimatstadt von Ungarn und der Eingliederung in die Tschechoslowakei „[…] für die deutschsprachigen Pressburger vielmehr den Verlust eines grundlegenden Faktors ihres kollektiven Selbstbildes und Bewusstseins [bedeutete].“
Der umfangreichere und detailreiche vierte Abschnitt stellt die Frage „Deutsche oder deutschsprachige Einwohner?“, so die Überschrift. Gleich zu Beginn wird erklärt, dass der Terminus „Deutsche“ ungeeignet und die Bezeichnung „deutschsprachige Einwohner“ besser geeignet ist. Als Gründe werden unter anderem angeführt, dass die Bezeichnung „Deutsche“ eine „privilegierte und konstitutive Verbundenheit mit Deutschland unterstellt“, dass sie außerdem zur Zeit der Entstehung der modernen Nationen im 19. Jh., als eine „ethnische Identifikation die Schlüsselrolle beim kollektiven Selbstbild der Völkergruppen übernahm“, sie „längst etablierter Bestandteil der ungarischen Gesellschaft“ waren und dass sie sich selbst bezeichnen als „‚Deutschungarn‘, also auf Deutsch redende Ungarn und nicht als ‚Ungarndeutsche‘, in Ungarn lebende Deutsche“. Darüber hinaus werden methodologische Gründe angeführt wie z.B. der, dass die Bezeichnung der deutsch-, ungarisch- und slowakischsprachigen Bevölkerung als Deutsche, Ungarn und Slowaken den Eindruck erwecken kann, „als ob es um feste, abgegrenzte, nebeneinander lebende Gruppen ginge, die ihre eigenen charakteristischen Merkmale und die Grenzen ihres ‚Wesens‘ längst definiert hätten“. In diesem Zusammenhang wird hervorgehoben, dass „Selbstbestimmung und Selbstidentifizierung […] nie ein einmaliger Akt [sind], der linear zu einem Ziel hin verläuft, sondern sie sind ein steter, dynamischer, elastischer und vor allem ein unabschließbarer Prozess, der permanent stattfindet.“ Dementsprechend wird auch die deutschsprachige Bevölkerung als „eine flexible und variable Gruppe“ verstanden.
Es folgt der fünfte Abschnitt unter der Überschrift „Der kulturelle Austausch im Fokus“. Hier finden sich detaillierte Erläuterungen zur Kulturtransferforschung, bei der es um „die Ermittlung und Rekonstruktion interkultureller Austauschprozesse zwischen zwei oder mehreren Kulturen“ handelt, und die auf den avisierten Gegenstand angewendet werden soll. Der Fokus liegt dabei auf drei Schwerpunkten, die nach Hans-Jürgen Lüsebrink zitiert werden: (1) „Selektion der Artefakte (wie Texte, Diskurse, Medien, Praktiken), die zwischen den kulturellen Systemen übertragen und vermittelt werden“, (2) „Vermittlungsinstanzen, durch die diese Übertragung erfolgte“ und (3) „Aneignung und Rezeption der transportierten Kulturgüter“. Besondere Interesse gilt dabei dem Transformationsprozess und somit der Frage, „wie sich im Verlauf des Transports infolge der Adaption die vermittelten Kulturgüter umwandeln und umgekehrt: Auf welche Art und Weise die akkulturierten Artefakte die Zielkultur verändern“.
Der sechste Abschnitt widmet sich der Beantwortung der in der Überschrift gestellten Frage „Warum die Presse?“, die eingangs noch präzisiert wird, nämlich „inwiefern die historische Presse als Quelle für die dargestellte Forschung geeignet ist“ und „[w]arum […] sich eine wissenschaftliche Analyse der deutschsprachigen Bevölkerung im Bratislava der Zwischenkriegszeit anhand der zeitgenössischen Presse durchführen [lässt]“. So war die Presse in den Nachkriegsjahren nicht nur das dominanteste, sondern teilweise auch das einzige öffentliche Kommunikationsmittel und die verbreitetsten Pressegattungen Zeitungen und Zeitschriften die führenden Medien der Massenkommunikation. Zu beachten ist jedoch, dass „die medial vermittelte Realität bereits eine (re)konstruierte Wirklichkeit ist und die Arbeit mit der historischen Presse einer wachsamen Quellenkritik bedarf.“ Daneben ist die Presse als einer der wichtigsten Vermittlungswege im Prozess des kulturellen Transfers anzusehen.
Im Anschluss daran bietet der nächste Abschnitt einen kurzen historischen „Einblick in die Geschichte des deutschsprachigen Pressewesens in Bratislava bis 1918“. So waren unter den ersten vier im Königreich Ungarn herausgegebenen Zeitungen zwei deutschsprachige und die 1764 gegründete „Pressburger Zeitung“ gab bis 1929 ganze 165 Jahrgänge heraus.
Der letzte Teil des Artikels beschreibt überblickshaft „[d]ie deutschsprachige Presse Bratislavas nach 1918“. Hier gab es nach dem „Zerfall der Monarchie“ kaum Einbußen; stattdessen kam es zu zahlreichen Neugründungen von deutschsprachigen Zeitungen wie z.B. die „Pressburger Zeitung“, die „Pressburger Presse“, das „Pressburger Tagblatt“, der „Westungarische Grenzbote“ und die „Westungarische Volksstimme“ sowie die deutschsprachige Zeitschrift „Donau Post“. Manche der zahlreichen Neugründungen erwiesen sich jedoch nicht als sehr langlebig und wurden nach einigen wenigen Jahren oder nach nur wenigen Ausgaben wieder eingestellt.
Das abschließende Fazit fasst noch einmal die Kernpunkte des Aufsatzes zusammen: So bedeutete die Absonderung von dem als Heimat empfundenen Ungarn einen Verlust für das kollektive Selbstbild der deutschsprachigen Bevölkerung Bratislavas und den Beginn der „Suche nach neuen Bezugspunkten des Selbstbildes und der Selbstidentifikation“ nach 1918. Erneut wird auch die Eignung der drei verschiedenen theoretischen Konzepte für die Untersuchung des Selbstbildes der deutschsprachigen Einwohner nach unterschiedlichen Gesichtspunkten sowie die sich für weitere Forschungen anbietende Prüfung der Tauglichkeit der historischen Presse als Quelle der Analyse betont.

Urbán, Peter (2013): Zur deutschsprachigen Presse von Bratislava (1919-1929). In: Gáborová, Margita (ed.): Na zlome času II. Im Wandel der Zeit II. Modernistické (a antimodernistické) tendencie v multikultúrnej Bratislave pred a po roku 1918. Bratislava: Univerzita Komenského v Bratislave. S. 7-27.

Dieser Aufsatz widmet sich hauptsächlich der deutschsprachigen Presseforschung in Bratislava sowie in verschiedenen weiteren Ländern Mittel- und Osteuropas. Der Text ist unter zwei verschiedenen Titeln angegeben: so wird er im Inhaltsverzeichnis des Sammelbandes als „Zur deutschsprachigen Presseforschung in Bratislava vor und nach 1918“ angekündigt, innerhalb des Bandes ist er allerdings mit „Zur deutschsprachigen Presse von Bratislava (1919-1929)“ überschrieben. Zum einen sind dabei die genannten Zeiträume nicht identisch, zum anderen macht es keinen geringen Unterschied, ob man die Presse an sich oder die Presseforschung betrachtet. Aus den einleitenden Worten geht jedoch hervor, dass hier „ein kurzer Überblick jener pressehistorischen Arbeiten stehen [soll], in denen auch die Bratislavaer/Pressburger deutschsprachige Presse angesprochen wird.“ (Seite 7.) Der Text ist dabei in mehrere vor allem historisch ausgerichtete Abschnitte untergliedert. Den ersten Abschnitt bildet eine Aufstellung von „Bibliographien“, im Anschluss daran folgen „Arbeiten über die deutschsprachige Presse in Pressburg bis 1918“, „Vor 1945“, „Zwischen 1945 und 1989“ und „Nach 1989“; gefolgt von einem gesonderten Abschnitt über „Die historische Presseforschung in der Slowakei“. Den Abschluss bildet ein Abschnitt über „Arbeiten über die deutschsprachige Presse in Bratislava nach 1918“. 
Wie in den einleitenden Worten angekündigt, werden Arbeiten, „die in irgendeiner Weise auf die deutschsprachige Presse in Bratislava Bezug nehmen“ (Seite 7), also Arbeiten, die sich der Untersuchung der Pressegeschichte und -forschung in Bratislava widmen, aufgezählt und kommentiert sowie kurz in ihren historischen und gesellschaftlichen Kontexte eingeordnet. Die Einordnung geschieht durch Ausführungen wie diese: „Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein langer Stillstand in der historischen Presseforschung. […] Erst in den 1970er Jahren beendete György Kókay diese Durststrecke, indem er zum ersten Male eine umfangreiche Übersicht der Anfänge des ungarischen Zeitungs- und Zeitschriftenwesens sowie eine mehrbändige Geschichte der ungarischen Presse unter Dach und Fach brachte.“ Die Betrachtung geht wie an diesem Beispiel erkennbar über die Presseforschung in Bratislava und der Slowakei hinaus und bezieht auch Werke aus anderen Ländern Mittel- und Osteuropas ein; dies geschieht besonders detailliert und umfangreich im Abschnitt „Nach 1989“. 
Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung am Material von Pressetexten findet jedoch nicht statt.