Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.

Angezeigt werden alle Datensätze, die mit dem gewählten Schlagwort - Ungarisch - verbunden sind.

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Adrigán, Zsuzsanna (2021): Presselandschaft der multiethnischen Stadt Paumasch in Ungarn. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 464-480.

Dieser Beitrag zielt laut vorangestellter Einführung auf eine Auseinandersetzung „mit der interkulturellen Kommunikation, der sprachlichen Anpassung bzw. Abgrenzung der in Paumasch lebenden Ethnien in den lokalen Presseorganen der Stadt in synchroner Dimension“ ab. 
Einer kurzen Vorstellung der Stadt und ihrer Bevölkerungszusammensetzung folgt ein Überblick über die „Geschichte der in Paumasch/Pomáz lebenden Volksgruppen“. Beginnend im Jahr 1690 wird die Besiedelungsgeschichte in und um die Stadt Paumasch durch Serben und später durch Slowaken und Deutsche nachgezeichnet und die Verbreitung verschiedener Glaubensbekenntnisse (Serbisch-Orthodox, Katholisch, Reformiert oder Jüdisch) erläutert. Die Ausführungen werden unterstützt durch mehrere Tabellen, die zum Beispiel die ethnische Zusammensetzung in den Jahren 1860, 1943 und 2008, die jeweilige Nationalität oder Muttersprache laut Volkszählungsangaben in den Jahren 1990, 2001 und 2011 wiedergeben. Der anschließende dritte Abschnitt „Presseanalyse“ liefert eine umfangreiche Vorstellung des Forschungsgegenstandes Presselandschaft der Stadt Paumasch sowie der Ziele und Methoden ihrer Untersuchung. Unter dem Punkt „3.1 Zielsetzung und Methoden“ werden vier Forschungsfragen formuliert, nämlich (1) „[a]uf wessen Initiative und mit welchem Ziel […] die mehrsprachigen Zeitschriften herausgegeben [wurden] bzw. wie […] sich die interkulturelle Kommunikation der fünf Ethnien in Paumasch in den untersuchten Periodika wider[spiegelt]“, (2) wie das Zusammenleben der Nationalitäten funktioniert, (3) ob „[…] man seine ethnische Identität aufgeben [soll], wenn man in einem multiethnischen Ort lebt“ und (4) welche „Schwierigkeiten es bei der Kommunikation bzw. Kooperation mit Vertretern verschiedener Nationalitäten“ gibt. Diesen Forschungsfragen soll mit „halbstandardisierten Experteninterviews“ nachgegangen werden. Unter dem folgenden Punkt „3.2 Dokumentenanalyse“ findet man keine Analyse von Presseorganen, wie sie die Überschrift eher erwarten lässt, sondern vielmehr eine Zusammenfassung verschiedener Förderprogramme und ähnlicher Initiativen zur Sprach- und Traditionspflege der deutschen und slowakischen Minderheiten, die deren Newslettern, Informationsdiensten o.ä. entnommen sind. Punkt 3.3 bietet eine tabellarische Übersicht mit Informationen zu Herausgebern, Redakteuren, Sprachen usw. dreier „Periodika in Paumasch 1999-2005“, die in den folgenden Unterabschnitten jeweils einzeln vorgestellt werden. So war die erste beschriebene Zeitschrift namens „DERA“, deren Themen und Inhalte kurz zusammengefasst wird, als Periodikum geplant, ist jedoch nur einmal, im Jahr 1999, erschienen. Das Blatt beinhaltet Nachrichten und Informationen auf deutsch, serbisch und Romani, zusätzlich sind „[a]ls Zeichen der interkulturellen Kommunikation […] alle Artikel in der Zeitschrift auch in ungarischer Sprache erschienen“. Im Anschluss werden die Themen der einzelnen Ausgaben des ungarischsprachigen Periodikums „Pomázi Polgár“ tabellarisch und nach Kategorien, wie z.B. Religion oder Traditionspflege, gruppiert aufgelistet. Das dritte Blatt im untersuchten Zeitschriftenkorpus ist „Pomázi Hírlevél“, welches erst als Beiblatt von „Pomázi Polgár“ und von 1999 bis 2000 als eigenständige Zeitung erschienen ist. Es wird in derselben Form wie das vorige Blatt vorgestellt. Die Betrachtung verbleibt eher an der Oberfläche des Materials und geht kaum über die Nennung von Eckdaten und die tabellarische Auflistung der Themen hinaus.
Der vierte Abschnitt, überschrieben mit „Experteninterviews, Dokumentenanalyse“ beschreibt die deutsche, serbische und slowakische „Nationalität“ jeweils in einzelnen Unterabschnitten sowie „[d]as Nationalitätenleben in Paumasch aus Sicht der ungarischen Bevölkerung“. Die Ausführungen beziehen sich vor allem auf gesellschaftliche und kulturelle Aspekte und basieren auf Interviews mit Angehörigen bzw. Vertretern der jeweiligen Minderheit; eine Analyse am konkreten Material der zuvor vorgestellten Periodika anhand sprachlicher Belege aus dem Inhalt findet allerdings nicht statt.
Abschließend werden ein „Resümee und Ausblick“ formuliert, nämlich dahingehend, dass „[s]owohl die Analyse der in Paumasch erschienenen Periodika als auch die Experteninterviews bestätigen, dass sich alle diese Nationalitäten einerseits um ihre Identitätsbewahrung bemühen, [sie] andererseits […] auch am kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Mehrheitsgesellschaft teil[nehmen]“. Diese Aussage ist zumindest in Bezug auf die Periodika unzutreffend, da die angekündigte Analyse nicht oder nur in Form der Nennung von Artikelüberschriften bzw. Themen stattfand. Unklar ist außerdem, worin die Relevanz der geführten Interviews für die Untersuchung der Presselandschaft besteht: Sowohl der Titel des Aufsatzes als auch das in der Einführung genannte Ziel – „sich mit der interkulturellen Kommunikation, der sprachlichen Anpassung bzw. Abgrenzung der in Paumasch lebenden Ethnien in den lokalen Presseorganen der Stadt […] auseinanderzusetzen“ – lassen eine Untersuchung der Presse erwarten, während die Forschungsfragen (und ihre Beantwortung), die Methoden und letztendlich auch der umfangreiche Hauptteil sich fast ausschließlich auf Interviews beschränken. Anders als in wissenschaftlichen Publikationen üblich scheint auch der gegen Ende des Beitrags gegebene Ausblick nicht weitere Forschungen anregen zu wollen, sondern auf etwas, das außerhalb der Forschungssphäre liegt, nämlich die beabsichtigte Förderung und Bewahrung der Nationalitäten durch ihre lokalen Vertretungen, zu verweisen.

Adrigán, Zsuzsanna (2021): Die Selbstrepräsentationen der Ungarndeutschen in den lokalen Presseorganen im Ofner Bergland. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 482-513.

Dieser Aufsatz zielt auf die Vorstellung der ungarndeutschen Presse als Print- bzw. Online-Ausgabe in der Region des Ofner Berglands nach der Wende im Jahr 1989.

Zu Beginn wird eine Einführung zum gesellschaftlich-historischen Kontext und zum aktuellen Forschungsstand geliefert. So wird unter anderem auf den Aufsatz „Die Rolle der deutschsprachigen Medien bei den Ungarndeutschen“ verwiesen sowie auf das „Handbuch der deutschsprachigen Presse im Ausland“. Auf diesen Grundlagen wird beabsichtigt, eine „Inhaltsanalyse von Artikeln in drei lokalen Periodika“ durchzuführen, „wobei dem Sprachgebrauch bzw. der ethnischen und kulturellen Identität der deutschen Nationalität nachgegangen“ werden soll.

Anschließend werden im zweiten Abschnitt „Theoretischer Hintergrund: Sprachgebrauch und Identität“ der gesellschaftliche und sprachpolitische Hintergrund erläutert, vor dem die lokale Presselandschaft entstanden ist. Im ersten Unterabschnitt werden „Tendenzen im Sprachgebrauch der deutschen Nationalität in Ungarn“ beleuchtet. Hier lässt sich nach der Zäsur des Zweiten Weltkriegs für das Deutsche ein starker Rückgang der einsprachigen Dialektsprecher beobachten. Im Ergebnis werde „statt der Mundart […] die Standardsprache erlernt“ und Hochdeutsch durch Ungarisch ersetzt, wie der Aufsatz „Identität und Sprachgebrauch bei den Minderheiten“ zitiert wird. Demzufolge ist „der Sprachgebrauch für die Weitergabe der Traditionen sehr wichtig“ und enthält „Informationen über Kultur und Identität“. Der folgende Abschnitt widmet sich dem Aspekt „Identität einer Minderheit“ bzw. die „Ethnische Identität“. Im Fall der Ungarndeutschen liegt nach dem zitierten Györgyi Bindorffer eine Doppelidentität, d.h. einer ungarischen und einer ungarndeutschen, vor. Die Sprache fungiert als „identitätsstiftender Faktor“, die einerseits eine Gemeinschaft eingrenzen und andererseits über Staatsgrenzen hinaus verbinden kann, wie hier aus dem Band „Deutsch als Identitätssprache der deutschen Minderheiten“ zitiert wird.
Den umfangreichen Hauptteil des Aufsatzes bildet der dritte Abschnitt „Die Forschung“, in welchem zunächst die Grundlagen der Untersuchung wie Forschungsfragen, Materialbasis und Methoden vorgestellt werden: Unter anderem soll die Frage beantwortet werden, welche Faktoren die „Inhalte in der regionalen und lokalen Presse“ beeinflussen und in welcher Weise „die ethnische Identität im untersuchten Korpus thematisiert“ wird. Die übrigen Fragen sind in einer Weise formuliert, die wenig Raum für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung lässt, und zwar: „Können die Presseorgane eine identitätsbildende Funktion haben? Wie lässt es sich begründen?“ und „Ist die Akkulturation der deutschen Nationalität im untersuchten Korpus zu beobachten?“. Mit einer anderen Formulierung beginnend mit „Inwiefern“ würde die Beantwortung dieser Fragen eine wesentlich gründlichere Untersuchung des Materials erfordern. Gänzlich unnötig ist dagegen die Frage „[i]n welchen regionalen und lokalen Periodika […] sich die im Ofner Bergland lebende deutsche Nationalität seit der politischen Wende im Jahre 1989 [präsentiert]?“, da die Presseorgane mit der nachfolgenden Tabelle schnell aufgezählt sind. Interessanter wäre dagegen – besonders mit Blick auf den Titel des Aufsatzes – die Frage, wie sich die Ungarndeutschen in den lokalen Presseorganen „selbst repräsentieren“, was durch die anderen (Detail-)Fragen ergänzt werden würde.
Im Folgenden werden die einzelnen Zeitungen, aus denen sich die „Presselandschaft im Ofner Bergland“ zusammensetzt, tabellarisch mit einigen Eckdaten (jedoch ohne z.B. die jeweilige Auflagenhöhe anzugeben) aufgeführt. Dazu gehören neben einigen weiteren die Zeitungen „TRADíTIÓ““, das „OPUS“ und die „DERA“. Anschließend werden unter dem Punkt „Forschungsmethoden“ die Einzelheiten des Korpus beschrieben; dieses wird aus „drei zwischen Februar 1991 und Juni 1995 erschienenen Periodika im Ofner Bergland [gebildet]: je 16 Artikel aus dem Periodikum Szentiváni újság – Sanktiwaner Zeitung, aus der Új Pilisvörösvár Ma - Werischwar heute und aus der Zeitschrift Pilisborosjenoi HÍRMONDÓ – Weindorfer Bote“. Im Hauptteil unter dem Punkt „Zeitungen und Inhaltsanalyse“ werden die drei zuvor vorgestellten Periodika jeweils einzeln anhand von zahlreichen Belegen betrachtet. Viele der Belege sind dabei länger als der sie einordnende Kommentartext, in dem oftmals nur ihr Inhalt bzw. der restliche Artikel zusammengefasst wird.
Im Anschluss daran werden – relativ knapp und ohne noch einmal Bezug auf die Forschungsfragen zu nehmen – Forschungsergebnisse in Form einer Tabelle präsentiert, die den prozentualen Anteil von Sprachen und Themen bzw. Kategorien am jeweiligen Periodikum veranschaulicht; anschließend werden diese Daten noch einmal als ausformulierter Text wiedergegeben. Dabei ist allerdings nicht erkennbar, welche Sprache mit welchen Themen korreliert, da beide Aspekte zwar getrennt aufgeführt, jedoch nicht in Relation zueinander gezeigt werden. So wird etwa angegeben, dass im Blatt „Szentiváni újság – Sanktiwaner Zeitung“ 25 % der Artikel auf „Deutsch und in Mundart“ verfasst sind und es bei 87,5 % der Artikel um Traditionspflege geht, aber nicht, in welcher Sprache Artikel über dieses Thema verfasst sind oder welche Themen die Artikel auf „Deutsch und Mundart“ behandeln; die Daten sind dadurch nur wenig aussagekräftig. In der ausformulierten Erläuterung der Forschungsergebnisse werden zudem die Daten uneindeutig oder anders als in der Tabelle wiedergegeben, zum Beispiel: „Im Periodikum Új Pilisvörösvár Ma - Werischwar heute erschienen 50 Prozent der untersuchten Texte auf Hochdeutsch bzw. in der Ortsmundart und 31,25 Prozent in beiden Sprachen.“ Hier wurden also Deutsch in der Tabelle mit 37,5 % und „Deutsch und Mundart“ mit 12,5 % zu 50 % zusammengerechnet, während mit der Formulierung „in beiden Sprachen“ Deutsch und Ungarisch gemeint sein muss, was nur daraus ersichtlich ist, dass es in der Tabelle mit 31,25 % angegeben ist. Die Art der Präsentation der Forschungsergebnisse trägt somit eher nicht zu ihrem Verständnis bei.
Im Fazit wird festgestellt: „Obwohl in einigen Pressemitteilungen außer der deutschsprachigen auch ungarischsprachige lexikalische Einheiten vorkommen, sind für die Sprache der untersuchten Periodika die Bemühungen zum Erhalt [der] Muttersprache [der Redakteure und Verfasser] charakteristisch, was auch als Ausdruck der stark ausgeprägten ethnischen Identität fungierte.“ Als ein Ziel der Veröffentlichung der Presseerzeugnisse wird die Ermunterung u.a. zum Gebrauch und zur Weitergabe der deutschen Sprache bzw. der Ortsmundart angesehen.

Földes, Csaba (2015): Literalität im Schnittfeld von zwei Sprachen und Kulturen: Beobachtungen anhand der Phraseologie in der Sprache der Lokalpresse. In: Schmidlin, Regula/Behrens, Heike/Bickel, Hans (Hrsg.): Sprachgebrauch und Sprachbewusstsein. Implikationen für die Sprachtheorie. Berlin/Boston: de Gruyter. S. 239-260.

Den Gegenstand der Ausführungen bildet eine spezifische Mehrsprachigkeitskultur am Beispiel des Deutschen als Minderheitensprache in Ungarn: Es handelt sich um die Sprachgestaltung in der Lokalpresse der deutschen Minderheit. Die explorative Studie liefert am Material der Verwendung von Phraseologismen Erkenntnisse über diesen sprachlich-kulturellen Realitätsbereich hinsichtlich seiner grundlegenden typologischen Strukturen und konstitutiven Merkmale.
Es konnten empirische Evidenzen u.a. zur Frequenz und Distribution von figurativen Sprachzeichen in der ungarndeutschen Lokalpresse, zu den Besonderheiten der „ungarndeutschen Kontaktphraseologie“, zur mehrsprachigkeitsgeprägten und z.T. erodierten Sprach- bzw. Text(sorten)kompetenz der Textproduzenten gewonnen werden. Ferner wurden Überlegungen zur Einordnung und Bewertung der kultursalienten Befunde vorgelegt.

Földes, Csaba (2018): Politische Sprache und Interkulturalität – am Beispiel der Presse deutscher Minderheiten. In: Fábián, Annamária/Trost, Igor (Hrsg.): Sprachgebrauch in der Politik. Grammatische, lexikalische, pragmatische, kulturelle und dialektologische Perspektiven. Berlin/Boston: De Gruyter (Reihe Germanistische Linguistik; 319). S. 299-317.

Dieser Aufsatz exponiert einen bisher weniger beachteten Phänomenbereich, nämlich die Produktion von Pressetexten im Kommunikationsbereich politische Sprache im Schnittfeld von zwei Sprachen und Kulturen. Im Mittelpunkt der empirischen Betrachtung steht die spezifische Kultur von Mehrsprachigkeit bei der deutschen Minderheit in Ungarn. In diesem Denk- bzw. Argumentationsrahmen zielt der Beitrag auf eine evidenzbasierte Herausarbeitung von Charaktermerkmalen der politischen Sprache und Kommunikation im Wirkungsraum der deutschsprachigen Minderheitenpresse. Ferner geht es um journalistische Handlungsmöglichkeiten und -formen unter besonderen Bedingungen von Mehrsprachigkeit und Inter- bzw. Transkulturalität.
Dabei ist deutlich geworden, dass die analysierten Presseprodukte durch die spezifische Sprach- und Text(sorten)kompetenz der mehrsprachigen Textproduzenten geprägt sind: In ihrem Varietätenrepertoire macht sich ein Zusammenspiel von standard- und substandarddeutschen Charakteristika, aber auch von ungarischen Textroutinen und Musterhaftigkeiten bemerkbar. Die Analyse hat u.a. zahlreiche und vielgestaltige Manifestationen von deutsch-ungarischen Sprachkontakten, Uneinheitlichkeiten in stilistisch-pragmatischer Hinsicht und/oder in der Satz- und Textkonstruktion sowie eine spezifische Themenfrequenz und ein besonderes Beziehungsgefüge von Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit aufgedeckt.

Földes, Csaba (2020): Figuratives in der auslandsdeutschen Pressesprache. In: Kalbotyra (Vilnius) Nr. 73. S. 31-60.

Diesem Aufsatz liegt die Einsicht zugrunde, dass figurative Sprachzeichen in der Mediensprache zwar allgemein ein frequentes Forschungsthema sind, aber speziell im Hinblick auf die deutsche Pressesprache im Ausland ein Desiderat darstellen. Vor diesem Hintergrund werden mit Überblickscharakter einige speziell figurativitäts- und formelhaftigkeitsbezogene Beobachtungen sowie Ergebnisse eines rezenten Forschungsprojekts thematisiert und diskutiert. Primäres Ziel war eine fokussierte evidenzbasierte Erschließung – genauer: eine theoriebasierte qualitative Exploration – von Besonderheiten des figurativen Sprachgebrauchs in drei deutschsprachigen Minderheitenzeitungen aus Russland, Kasachstan und Ungarn. Zudem werden Manifestationen von Kulturalität im analysierten durch Mehrsprachigkeit und Inter- bzw. Transkulturalität geprägten Mediendiskurs erschlossen. Dabei ist der Ansatz nicht normativ-fehleranalytisch, sondern deskriptiv und vorrangig kontakt- bzw. interkulturalitätsorientiert.
Es konnte u.a. festgestellt werden, dass die empirische Datengrundlage relativ wenig Figuratives hergab. Zu den Befunden gehört, dass aufgrund der Mehrsprachigkeitssettings andere textuelle Mechanismen vorherrschen und die Textproduzenten vorgeprägte syntaktische Schemata aus den Kontaktsprachen übernehmen. Produzentenseitig wird zwar in der Regel eine deutschbasierte figurative Sprache verwendet, die aber mit der Figurativität der jeweiligen Kontaktsprache (im vorliegenden Fall: Russisch, Kasachisch und Ungarisch) kongruiert, einschließlich russisch/kasachisch/ungarisch orientierter Framings. Das dominante Merkmal konstituieren in diesem Rahmen (vorrangig latente, aber auch virulente) sprachkontaktbedingte Erscheinungen mit einiger Dynamik: vorrangig Transferenz-Bildungen verschiedener Art. Gleichwohl ist nicht zu übersehen, dass die Sprach- bzw. Text(sorten)kompetenz und besonders die figurative Kompetenz der Textproduzenten im Bereich der konzeptual-schriftlichen Fähigkeiten sehr unterschiedlich, oft nicht mit denen bundesdeutscher Journalisten vergleichbar sind.