Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.

Angezeigt werden alle Datensätze, die mit dem gewählten Schlagwort - Ungarn - verbunden sind.

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Adrigán, Zsuzsanna (2021): Presselandschaft der multiethnischen Stadt Paumasch in Ungarn. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 464-480.

Dieser Beitrag zielt laut vorangestellter Einführung auf eine Auseinandersetzung „mit der interkulturellen Kommunikation, der sprachlichen Anpassung bzw. Abgrenzung der in Paumasch lebenden Ethnien in den lokalen Presseorganen der Stadt in synchroner Dimension“ ab. 
Einer kurzen Vorstellung der Stadt und ihrer Bevölkerungszusammensetzung folgt ein Überblick über die „Geschichte der in Paumasch/Pomáz lebenden Volksgruppen“. Beginnend im Jahr 1690 wird die Besiedelungsgeschichte in und um die Stadt Paumasch durch Serben und später durch Slowaken und Deutsche nachgezeichnet und die Verbreitung verschiedener Glaubensbekenntnisse (Serbisch-Orthodox, Katholisch, Reformiert oder Jüdisch) erläutert. Die Ausführungen werden unterstützt durch mehrere Tabellen, die zum Beispiel die ethnische Zusammensetzung in den Jahren 1860, 1943 und 2008, die jeweilige Nationalität oder Muttersprache laut Volkszählungsangaben in den Jahren 1990, 2001 und 2011 wiedergeben. Der anschließende dritte Abschnitt „Presseanalyse“ liefert eine umfangreiche Vorstellung des Forschungsgegenstandes Presselandschaft der Stadt Paumasch sowie der Ziele und Methoden ihrer Untersuchung. Unter dem Punkt „3.1 Zielsetzung und Methoden“ werden vier Forschungsfragen formuliert, nämlich (1) „[a]uf wessen Initiative und mit welchem Ziel […] die mehrsprachigen Zeitschriften herausgegeben [wurden] bzw. wie […] sich die interkulturelle Kommunikation der fünf Ethnien in Paumasch in den untersuchten Periodika wider[spiegelt]“, (2) wie das Zusammenleben der Nationalitäten funktioniert, (3) ob „[…] man seine ethnische Identität aufgeben [soll], wenn man in einem multiethnischen Ort lebt“ und (4) welche „Schwierigkeiten es bei der Kommunikation bzw. Kooperation mit Vertretern verschiedener Nationalitäten“ gibt. Diesen Forschungsfragen soll mit „halbstandardisierten Experteninterviews“ nachgegangen werden. Unter dem folgenden Punkt „3.2 Dokumentenanalyse“ findet man keine Analyse von Presseorganen, wie sie die Überschrift eher erwarten lässt, sondern vielmehr eine Zusammenfassung verschiedener Förderprogramme und ähnlicher Initiativen zur Sprach- und Traditionspflege der deutschen und slowakischen Minderheiten, die deren Newslettern, Informationsdiensten o.ä. entnommen sind. Punkt 3.3 bietet eine tabellarische Übersicht mit Informationen zu Herausgebern, Redakteuren, Sprachen usw. dreier „Periodika in Paumasch 1999-2005“, die in den folgenden Unterabschnitten jeweils einzeln vorgestellt werden. So war die erste beschriebene Zeitschrift namens „DERA“, deren Themen und Inhalte kurz zusammengefasst wird, als Periodikum geplant, ist jedoch nur einmal, im Jahr 1999, erschienen. Das Blatt beinhaltet Nachrichten und Informationen auf deutsch, serbisch und Romani, zusätzlich sind „[a]ls Zeichen der interkulturellen Kommunikation […] alle Artikel in der Zeitschrift auch in ungarischer Sprache erschienen“. Im Anschluss werden die Themen der einzelnen Ausgaben des ungarischsprachigen Periodikums „Pomázi Polgár“ tabellarisch und nach Kategorien, wie z.B. Religion oder Traditionspflege, gruppiert aufgelistet. Das dritte Blatt im untersuchten Zeitschriftenkorpus ist „Pomázi Hírlevél“, welches erst als Beiblatt von „Pomázi Polgár“ und von 1999 bis 2000 als eigenständige Zeitung erschienen ist. Es wird in derselben Form wie das vorige Blatt vorgestellt. Die Betrachtung verbleibt eher an der Oberfläche des Materials und geht kaum über die Nennung von Eckdaten und die tabellarische Auflistung der Themen hinaus.
Der vierte Abschnitt, überschrieben mit „Experteninterviews, Dokumentenanalyse“ beschreibt die deutsche, serbische und slowakische „Nationalität“ jeweils in einzelnen Unterabschnitten sowie „[d]as Nationalitätenleben in Paumasch aus Sicht der ungarischen Bevölkerung“. Die Ausführungen beziehen sich vor allem auf gesellschaftliche und kulturelle Aspekte und basieren auf Interviews mit Angehörigen bzw. Vertretern der jeweiligen Minderheit; eine Analyse am konkreten Material der zuvor vorgestellten Periodika anhand sprachlicher Belege aus dem Inhalt findet allerdings nicht statt.
Abschließend werden ein „Resümee und Ausblick“ formuliert, nämlich dahingehend, dass „[s]owohl die Analyse der in Paumasch erschienenen Periodika als auch die Experteninterviews bestätigen, dass sich alle diese Nationalitäten einerseits um ihre Identitätsbewahrung bemühen, [sie] andererseits […] auch am kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Mehrheitsgesellschaft teil[nehmen]“. Diese Aussage ist zumindest in Bezug auf die Periodika unzutreffend, da die angekündigte Analyse nicht oder nur in Form der Nennung von Artikelüberschriften bzw. Themen stattfand. Unklar ist außerdem, worin die Relevanz der geführten Interviews für die Untersuchung der Presselandschaft besteht: Sowohl der Titel des Aufsatzes als auch das in der Einführung genannte Ziel – „sich mit der interkulturellen Kommunikation, der sprachlichen Anpassung bzw. Abgrenzung der in Paumasch lebenden Ethnien in den lokalen Presseorganen der Stadt […] auseinanderzusetzen“ – lassen eine Untersuchung der Presse erwarten, während die Forschungsfragen (und ihre Beantwortung), die Methoden und letztendlich auch der umfangreiche Hauptteil sich fast ausschließlich auf Interviews beschränken. Anders als in wissenschaftlichen Publikationen üblich scheint auch der gegen Ende des Beitrags gegebene Ausblick nicht weitere Forschungen anregen zu wollen, sondern auf etwas, das außerhalb der Forschungssphäre liegt, nämlich die beabsichtigte Förderung und Bewahrung der Nationalitäten durch ihre lokalen Vertretungen, zu verweisen.

Adrigán, Zsuzsanna (2021): Die Selbstrepräsentationen der Ungarndeutschen in den lokalen Presseorganen im Ofner Bergland. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 482-513.

Dieser Aufsatz zielt auf die Vorstellung der ungarndeutschen Presse als Print- bzw. Online-Ausgabe in der Region des Ofner Berglands nach der Wende im Jahr 1989.

Zu Beginn wird eine Einführung zum gesellschaftlich-historischen Kontext und zum aktuellen Forschungsstand geliefert. So wird unter anderem auf den Aufsatz „Die Rolle der deutschsprachigen Medien bei den Ungarndeutschen“ verwiesen sowie auf das „Handbuch der deutschsprachigen Presse im Ausland“. Auf diesen Grundlagen wird beabsichtigt, eine „Inhaltsanalyse von Artikeln in drei lokalen Periodika“ durchzuführen, „wobei dem Sprachgebrauch bzw. der ethnischen und kulturellen Identität der deutschen Nationalität nachgegangen“ werden soll.

Anschließend werden im zweiten Abschnitt „Theoretischer Hintergrund: Sprachgebrauch und Identität“ der gesellschaftliche und sprachpolitische Hintergrund erläutert, vor dem die lokale Presselandschaft entstanden ist. Im ersten Unterabschnitt werden „Tendenzen im Sprachgebrauch der deutschen Nationalität in Ungarn“ beleuchtet. Hier lässt sich nach der Zäsur des Zweiten Weltkriegs für das Deutsche ein starker Rückgang der einsprachigen Dialektsprecher beobachten. Im Ergebnis werde „statt der Mundart […] die Standardsprache erlernt“ und Hochdeutsch durch Ungarisch ersetzt, wie der Aufsatz „Identität und Sprachgebrauch bei den Minderheiten“ zitiert wird. Demzufolge ist „der Sprachgebrauch für die Weitergabe der Traditionen sehr wichtig“ und enthält „Informationen über Kultur und Identität“. Der folgende Abschnitt widmet sich dem Aspekt „Identität einer Minderheit“ bzw. die „Ethnische Identität“. Im Fall der Ungarndeutschen liegt nach dem zitierten Györgyi Bindorffer eine Doppelidentität, d.h. einer ungarischen und einer ungarndeutschen, vor. Die Sprache fungiert als „identitätsstiftender Faktor“, die einerseits eine Gemeinschaft eingrenzen und andererseits über Staatsgrenzen hinaus verbinden kann, wie hier aus dem Band „Deutsch als Identitätssprache der deutschen Minderheiten“ zitiert wird.
Den umfangreichen Hauptteil des Aufsatzes bildet der dritte Abschnitt „Die Forschung“, in welchem zunächst die Grundlagen der Untersuchung wie Forschungsfragen, Materialbasis und Methoden vorgestellt werden: Unter anderem soll die Frage beantwortet werden, welche Faktoren die „Inhalte in der regionalen und lokalen Presse“ beeinflussen und in welcher Weise „die ethnische Identität im untersuchten Korpus thematisiert“ wird. Die übrigen Fragen sind in einer Weise formuliert, die wenig Raum für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung lässt, und zwar: „Können die Presseorgane eine identitätsbildende Funktion haben? Wie lässt es sich begründen?“ und „Ist die Akkulturation der deutschen Nationalität im untersuchten Korpus zu beobachten?“. Mit einer anderen Formulierung beginnend mit „Inwiefern“ würde die Beantwortung dieser Fragen eine wesentlich gründlichere Untersuchung des Materials erfordern. Gänzlich unnötig ist dagegen die Frage „[i]n welchen regionalen und lokalen Periodika […] sich die im Ofner Bergland lebende deutsche Nationalität seit der politischen Wende im Jahre 1989 [präsentiert]?“, da die Presseorgane mit der nachfolgenden Tabelle schnell aufgezählt sind. Interessanter wäre dagegen – besonders mit Blick auf den Titel des Aufsatzes – die Frage, wie sich die Ungarndeutschen in den lokalen Presseorganen „selbst repräsentieren“, was durch die anderen (Detail-)Fragen ergänzt werden würde.
Im Folgenden werden die einzelnen Zeitungen, aus denen sich die „Presselandschaft im Ofner Bergland“ zusammensetzt, tabellarisch mit einigen Eckdaten (jedoch ohne z.B. die jeweilige Auflagenhöhe anzugeben) aufgeführt. Dazu gehören neben einigen weiteren die Zeitungen „TRADíTIÓ““, das „OPUS“ und die „DERA“. Anschließend werden unter dem Punkt „Forschungsmethoden“ die Einzelheiten des Korpus beschrieben; dieses wird aus „drei zwischen Februar 1991 und Juni 1995 erschienenen Periodika im Ofner Bergland [gebildet]: je 16 Artikel aus dem Periodikum Szentiváni újság – Sanktiwaner Zeitung, aus der Új Pilisvörösvár Ma - Werischwar heute und aus der Zeitschrift Pilisborosjenoi HÍRMONDÓ – Weindorfer Bote“. Im Hauptteil unter dem Punkt „Zeitungen und Inhaltsanalyse“ werden die drei zuvor vorgestellten Periodika jeweils einzeln anhand von zahlreichen Belegen betrachtet. Viele der Belege sind dabei länger als der sie einordnende Kommentartext, in dem oftmals nur ihr Inhalt bzw. der restliche Artikel zusammengefasst wird.
Im Anschluss daran werden – relativ knapp und ohne noch einmal Bezug auf die Forschungsfragen zu nehmen – Forschungsergebnisse in Form einer Tabelle präsentiert, die den prozentualen Anteil von Sprachen und Themen bzw. Kategorien am jeweiligen Periodikum veranschaulicht; anschließend werden diese Daten noch einmal als ausformulierter Text wiedergegeben. Dabei ist allerdings nicht erkennbar, welche Sprache mit welchen Themen korreliert, da beide Aspekte zwar getrennt aufgeführt, jedoch nicht in Relation zueinander gezeigt werden. So wird etwa angegeben, dass im Blatt „Szentiváni újság – Sanktiwaner Zeitung“ 25 % der Artikel auf „Deutsch und in Mundart“ verfasst sind und es bei 87,5 % der Artikel um Traditionspflege geht, aber nicht, in welcher Sprache Artikel über dieses Thema verfasst sind oder welche Themen die Artikel auf „Deutsch und Mundart“ behandeln; die Daten sind dadurch nur wenig aussagekräftig. In der ausformulierten Erläuterung der Forschungsergebnisse werden zudem die Daten uneindeutig oder anders als in der Tabelle wiedergegeben, zum Beispiel: „Im Periodikum Új Pilisvörösvár Ma - Werischwar heute erschienen 50 Prozent der untersuchten Texte auf Hochdeutsch bzw. in der Ortsmundart und 31,25 Prozent in beiden Sprachen.“ Hier wurden also Deutsch in der Tabelle mit 37,5 % und „Deutsch und Mundart“ mit 12,5 % zu 50 % zusammengerechnet, während mit der Formulierung „in beiden Sprachen“ Deutsch und Ungarisch gemeint sein muss, was nur daraus ersichtlich ist, dass es in der Tabelle mit 31,25 % angegeben ist. Die Art der Präsentation der Forschungsergebnisse trägt somit eher nicht zu ihrem Verständnis bei.
Im Fazit wird festgestellt: „Obwohl in einigen Pressemitteilungen außer der deutschsprachigen auch ungarischsprachige lexikalische Einheiten vorkommen, sind für die Sprache der untersuchten Periodika die Bemühungen zum Erhalt [der] Muttersprache [der Redakteure und Verfasser] charakteristisch, was auch als Ausdruck der stark ausgeprägten ethnischen Identität fungierte.“ Als ein Ziel der Veröffentlichung der Presseerzeugnisse wird die Ermunterung u.a. zum Gebrauch und zur Weitergabe der deutschen Sprache bzw. der Ortsmundart angesehen.

Firsching, Christiane (2005): Deutschsprachige Zeitungen in Mittel- und Osteuropa unter dem Aspekt der deutschen Sprachpolitik nach 1989/90. In: Riecke, Jörg/Schuster, Britt-Marie [unter Mitarbeit von Natallia Savitskaya] (Hrsg.): Deutschsprachige Zeitungen in Mittel- und Osteuropa. Sprachliche Gestalt, historische Einbettung und kulturelle Traditionen. Berlin: Weidler Buchverlag. (Germanistische Arbeiten zur Sprachgeschichte; 3). S. 507-516.

Der Aufsatz untersucht deutschsprachige Zeitungen aus Ungarn, Tschechien und dem Baltikum, mit einem Erscheinen seit 1989/90 im Zusammenhang mit deutscher Sprachpolitik. Zunächst wird auf die Regierungen Kohl und Schröder eingegangen, anschließend wird sich im dritten Abschnitt genauer mit einigen ausgewählten deutschsprachigen Zeitungen in Mittel- und Osteuropa auseinandersetzt, nämlich „Der Neue Pester-Lloyd“ aus Ungarn, die „Neue Zeitung“ aus Budapest, die „Budapester Zeitung“, die „Prager Zeitung“ sowie die „Baltische Rundschau“ (für Estland, Lettland und Litauen). Der folgende Abschnitt untersucht die deutsche Sprach- und Medienpolitik und ihre Auswirkungen, z.B. was die Frage nach finanzieller Unterstützung betrifft.
In der Betrachtung wird hauptsächlich auf jene sprachlichen Aspekte Bezug genommen, die auch der Zielsetzung der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesregierung entsprechen; hier nennt Firsching „Sprachförderung, Minderheitenförderung und die Verbindung von Wirtschaft und Sprache.“ Später trat noch eine gezielte Medienförderung deutschsprachiger Medien, allerdings nur solchen aus Deutschland für das Ausland wie z.B. die „Deutsche Welle“, hinzu. Ziel sei dabei die Stärkung der Identität der deutschsprachigen Minderheiten über die Sprache etwa mittels Sprachunterricht, jedoch auch Integrationsmaßnahmen, um die starke Abwanderung der Minderheiten aus ihren Heimatländern nach Deutschland zu schwächen.
Detailliertere Untersuchungen zur Sprache, etwa am Inhalt der Zeitungen, finden jedoch nicht statt.

Földes, Csaba (2001): Wo die ‚Boys‘ noch ‚Jungen‘, die ‚Girls‘ noch ‚Mädchen‘ und die ‚Kids‘ noch ‚Kinder‘ heißen. Anmerkungen zur Sprache der Rubrik ‚Jugend‘ in einem Minderheitenblatt. In: Breuer, Ulrich/Korhonen, Jarmo (Hrsg.): Mediensprache - Medienkritik. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/ Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang (Finnische Beiträge zur Germanistik; 4). S. 103-120.

Im Beitrag wird der Sprachgebrauch auf den Jugendseiten des zentralen ungarndeutschen Printmediums, der Neuen Zeitung, anhand des Jahrgangs 1998 in seinen Hauptlinien linguistisch beschrieben. Die Vorgehensweise der empirischen Untersuchung erfolgte induktiv und korpusorientiert und erstreckte sich auf alle Sprachbeschreibungsebenen. Es konnte dabei u.a. eine große Bandbreite von Sprachkontaktphänomenen (z.B. verschiedene Arten von Transferenzen aus dem Ungarischen), Unsicherheiten in Bezug auf den Umgang mit Normen und Konventionen der geschriebenen Varietät der deutschen Standardsprache und verschiedenartige Uneinheitlichkeiten hinsichtlich der Textgestaltung dokumentiert und interpretiert werden.

Földes, Csaba (2021): Phraseologische Sprachkontaktprozesse und -phänomene in einem ungarndeutschen Vereinsblatt. In: Schnittstelle Germanistik 1 (2021) 2. S. 81-98.

Der Aufsatz leistet einen Beitrag zur Erforschung auslandsdeutscher Pressesprache, indem er am exemplarischen Beispiel des „Sonntagsblattes“, einer ungarndeutschen Vereinszeitung, speziell figurativitäts- und formelhaftigkeitsbezogene Befunde aus einem aktuellen Forschungsprojekt zur Diskussion stellt. Primäres Ziel ist eine fokussierte evidenzbasierte Erschließung von Besonderheiten des Sprachgebrauchs in diesem spezifischen Segment des Mediendiskurses. Der Verfasser wies nach, dass aufgrund der Mehrsprachigkeitssettings besondere textuelle Mechanismen vorherrschen, bei denen die Textproduzenten Musterhaftigkeiten aus der Kontaktsprache übernehmen: Es wird zwar grundsätzlich eine deutschbasierte figurative Sprache verwendet, die aber mit der der Kontaktsprache Ungarisch kongruiert, einschließlich ungarisch orientierter Frames. Das dominante Merkmal konstituieren in diesem Rahmen (virulente oder latente) sprachkontaktbedingte Erscheinungen mit eigener Dynamik: vorrangig Transferenz-Bildungen verschiedener Art.

DOI: https://doi.org/10.33675/SGER/2021/2/8

Földes, Csaba (2021): Vorgeformte Sprachverwendung in Online-Präsenzen deutscher Minderheitenzeitungen. Eine explorative Studie am Beispiel von Facebook-Beiträgen der Neuen Zeitung und des Sonntagsblattes. In: Aussiger Beiträge 15 (2021). S. 199-225.

Meier, Jörg (2018): Zur Situation der deutsch- und mehrsprachigen Presse in Mittel- und Osteuropa. In: Philipp, Hannes/Ströbl, Andrea/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 6). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 358-371. 

Dieser Aufsatz bietet einen kompakten Überblick über die Situation deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Russland, über ihre geschichtlichen Daten und Auflagenhöhen sowie über ihre sprachliche Zusammensetzung.
Eine umfangreichere Einleitung widmet sich zunächst dem Medium Zeitung bzw. Zeitschrift allgemein; demnach erlebten Zeitungen zwar „ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ und befinden sich heute in einer rasch voranschreitenden Krise, dennoch gibt es immer noch u.a. 352 Tages- und 21 Wochenzeitungen in Deutschland sowie in 86 Ländern (außerhalb von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburgs und Liechtensteins) erscheinende deutschsprachige Presseerzeugnisse. In Ländern, „in denen z. T. seit dem Mittelalter DeutschsprecherInnen leben“ (d.h. außerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz), wurden erste deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften schon im 19. Jahrhundert herausgegeben. Zu den Aufgaben und Zielen solcher regionaler oder kommunaler Periodika gehörte, u.a. „die kulturelle Gemeinschaft der DeutschsprecherInnen zu fördern und zu unterstützen“, „der deutschen Sprache und Kultur im Ausland zu dienen“ und ihre Kultur mit den Menschen des jeweiligen Gast- bzw. Wahllandes zu teilen sowie ein Verständnis für die deutsche Kultur zu vermitteln“. Für deutsche Urlauber und für immer mehr Auslandsdeutsche spielen Neugründungen deutschsprachiger Zeitungen „in den Hauptreiseländern der Deutschen“ (z.B. auf den Balearen, den Kanaren, in der Türkei oder Griechenland) eine wichtige Rolle. Viele auslandsdeutsche Periodika stehen jedoch vor unterschiedlichen Schwierigkeiten. Dazu gehören u.a. schwindende Leserzahlen, Mangel an „geeigneten MitarbeiterInnen […], die über ausreichende Sprachenkenntnisse und das entsprechende Fachwissen verfügen“, geringer Bekanntheitsgrad der Blätter, Vorurteile bei Außenstehenden gegenüber deutschsprachigen Medien und ein allgemeinhin abnehmender Zuspruch für Printmedien (infolgedessen wird „der größte Teil der deutschsprachigen Presse im Ausland heute durch das Internet verbreitet […]“ bzw. lösen digitale Angebote ihre Druckausgaben oftmals vollständig ab). Als eine der Hauptursachen wird die Assimilierung deutschstämmiger Minderheiten im Ausland genannt, in deren Folge Sprachkompetenzen verloren gehen. Desweiteren wanderten zahlreiche Angehörige deutschsprachiger Minderheiten im Ausland, vor allem während und nach der Zeit der politischen Wende, nach Deutschland ab. Allerdings haben deutschsprachige Periodika im Ausland auch „eine Reihe von Stärken“ wie z.B. Flexibilität, enger Kontakt zu der Leserschaft und eine gewisse Monopolstellung, darüber hinaus erfüllen sie „eine unentbehrliche Informations- und Identifikationsfunktion für die jeweiligen deutschen Minderheiten“.
Der zweite Abschnitt stellt „Deutsch- und mehrsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Mittel- und Osteuropa“ vor. Zunächst wird noch einmal auf die recht unterschiedliche Situation auslandsdeutscher Periodika eingegangen. So lässt sich etwa in Deutschlands Nachbarländern (wie z.B. Belgien, Frankreich, Dänemark, Polen) die deutsche Sprache und die auslandsdeutsche Presse leichter erhalten, in anderen Ländern wie Spanien, Griechenland und der Türkei profitieren deutsch- und mehrsprachige Periodika von Tourismus und „mehr oder weniger dauerhaft oder saisonal ansässige[n] Rentner- oder Pensionärskolonien“. Während Italien bzw. Südtirol, Belgien und Dänemark sowie Namibia hinsichtlich auslandsdeutscher Zeitungen eine „Stabilität oder teilweise sogar Ausweitung zeigen“, ist in anderen Ländern ein „deutlicher, teilweise dramatischer Rückgang zu verzeichnen“. Anschließend werden einige deutschsprachige Tageszeitungen „mit einer einigermaßen hohen Auflage“ in tabellarischer Form aufgelistet, darunter z.B. die „Neuesten Nachrichten“ aus Ungarn mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren in den 1980er Jahren.
In den folgenden Unterabschnitten wird die deutsch- oder mehrsprachige Presse der Länder Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Russland sowie die der Slowakei jeweils einzeln betrachtet; dies geschieht in Form knapper kulturhistorischer Zusammenfassungen. Dabei werden Titel, Erscheinungszeiträume, Auflagenhöhen, Rubriken und ähnliche Daten genannt, es werden jedoch keine Textbeispiele gezeigt und eine Untersuchung des Inhalts der Blätter findet nicht statt.
Im dritten und letzten Abschnitt wird eine vielfältige Diskussion der „Aufgaben und Perspektiven für die Forschung“ geboten. Es wird eingeräumt, dass der Beitrag „das gewaltige Spektrum und die Vielfältigkeit der deutschsprachigen Presse im Ausland nur in Ansätzen“ aufgezeigt hat. Einer interdisziplinären Forschung bietet sich also die Aufgabe, diese „reichhaltigen Quellen näher auszuwerten“. Die Grundlagen für „eine Archivierung und bibliographische Erschließung sowie für eine umfangreiche Bestandssicherung stark gefährdeter Materialien, aber auch für eine systematische, diachrone und synchrone Erforschung – vor allem historischer – deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland“ wurden durch verschiedene Projekte geschaffen, wie den Heidelberger „Katalog deutschsprachiger Zeitungen im östlichen Europa“, das Projekt „ANNO“ der Wiener Nationalbibliothek und die Digitalisierungsprojekte des „Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa“ (DiFMOE), z.B. „Cassovia Digitalis“. Als problematisch wird herausgestellt, dass es bislang „nur wenige vergleichbare, methodische Analyseverfahren gibt“, in diesem Zusammenhang lassen u.a. text- und diskurslinguistische Ansätze „Anregungen für eine stärkere Konzeptualisierung und Strukturierung der Forschung“ erwarten. Im Folgenden wird noch einmal die Bedeutung deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland als Zugänge zum Verständnis früherer und heutiger Kulturlandschaften und mehrsprachigen bzw. multiethnischen Zusammenlebens betont. Darüber hinaus können sie „Einblick in die regionale Verarbeitung nationaler und internationaler Ereignisse und in verschiedenartige Teilausschnitte des gesellschaftlichen Lebens“ bieten. Ihre Erforschung erfolgte „jedoch bisher allenfalls punktuell und ließ kaum Rückschlüsse auf etwaige Ähnlichkeiten oder Unterschiede der Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion in verschiedenen deutsch- und mehrsprachigen Regionen zu“. Obwohl eine Vielzahl einschlägiger Publikationen im Bereich der Presseforschung existieren, fehlt sowohl für die diachrone als auch für die synchrone Forschung ein wissenschaftliches Grundlagenwerk.

Nemes, János (Red.) (1982): 250 Jahre deutschsprachige Presse in Ungarn. Wien: Ungarisches Pressebüro.

Dieser Band versammelt Texte zum Kontext und zur Geschichte der deutschsprachigen Presse in Ungarn und präsentiert darüber hinaus eine umfangreiche Auswahl aus Zeitungsartikeln aus 250 Jahren. 
Ein kurzes Vorwort bietet einen Überblick über die Entstehung des Bandes und Informationen zu den Autor(inn)en. Der erste Text unter der Überschrift „Im Dienste Ungarns und des Fortschritts“ beschreibt die Entstehung der ersten Zeitungen Ungarns nach historischer Perspektive; hier wird als erste Zeitung Ungarns der in lateinischer Sprache verfasste „Mercurius Hungaricus“ von 1705 vorgestellt und als Abbildung beigefügt. Die weiteren Ausführungen konzentrieren sich vor allem auf die Entstehung und den Inhalt der deutschsprachigen Zeitung „Pester Lloyd“. Der folgende Text betrachtet „Periodika nichtungarischer Sprache in den Anfängen ungarischer Pressegeschichte“. Hierbei geht es mit historisch-gesellschaftlichem Fokus um die durch Dreisprachigkeit (Ungarisch, Deutsch, Slowakisch) geprägte Stadt Preßburg und ihr Pressewesen. Im Anschluss wird die „Deutsche Literatur im Leitartikel und Feuilleton des ‚Pester Lloyd‘ /1933-1944/“ untersucht. Herausgestellt wird dabei speziell das Verhältnis des Feuilletons der Zeitung zur deutschsprachigen Literatur und zu Literaten wie Thomas Mann in den Jahren von 1933 bis 1944. Zitiert und kommentiert werden dabei zunächst einige Leitartikel, anschließend wird ein Überblick über die Inhalte der Feuilleton-Artikel gegeben. 
Den Abschluss bildet eine Betrachtung über „Die deutschsprachige ungarische Presse nach 1945“. In kurzen Überblicken werden hier einzelne deutschsprachige Publikationen wie die „Neue Zeitung“, die „Rundschau der ungarischen Gewerkschaften“, „Ungarisches Reisemagazin“, „Neueste Nachrichten/Daily News“, „Budapester Rundschau“ und die deutschsprachige Beilage in der Monatsschrift „Budapest“ etc. vorgestellt. 
Den zweiten Teil des Bandes macht eine Umfangreiche „Artikelauswahl aus 250 Jahren“ aus, unterteilt in die Abschnitte „1730-1918“, „1919-1944 /‚Pester Lloyd‘/“, „1945-1981“ und „/darunter: ‚Budapester Rundschau‘/“; die dargestellten Artikel liegen dabei als Abbildung oder neugesetzter Abdruck vor.
Begleitet werden die Texte des Bandes generell von einer Vielzahl von Abbildungen von Titelseiten und Artikeln der Zeitungen sowie mehreren Fotos wie z.B. von Autoren des „Pester Lloyd“. 
Hinweise zur Sprache der Zeitungen betreffen vor allem Feststellungen, dass Texte auf Ungarisch, Deutsch, mehrsprachig etc. verfasst wurden. Meist beschreiben sie die Situation eher allgemein wie in dieser Bemerkung über die „Neue Zeitung“ aus dem Abschnitt „Die deutschsprachige ungarische Presse nach 1945“: „Die ‚Neue Zeitung‘ macht sich vor allem um die Pflege der deutschen Muttersprache verdient. Wenn man weiß, daß die Dialekte der in Ungarn lebenden Deutschen archaisch und Ausdrücke des modernen Lebens vielfach unbekannt sind, wenn man weiß, daß die Ungarndeutschen das ‚schwäbisch‘ [sic!] ihrer Vorfahren konservierten und bei komplizierten Begriffen Ausdrücke aus dem Ungarischen zu Hilfe nehmen, so wird das Bemühen der Redakteure […] nur zu verständlich, […] die Liebe zur deutschen Sprache zu vertiefen und Hilfestellungen bei der Erweiterung des deutschen Wortschatzes zu geben.“ (Seite 46.) Für diese Feststellungen werden jedoch keine Beispiele aus dem Inhalt der Zeitungen gegeben. Eine im strengen Sinne sprachwissenschaftliche Untersuchung findet also nicht statt. 

Rózsa, Maria (2010): Die deutschsprachige Presse in Ungarn im Überblick. Eine Skizze. In: Rózsa, Maria (Hrsg.): Studien zur deutschsprachigen Presse in Mittel- und Ostmitteleuropa: Beiträge zum deutsch-österreich-ungarischen Kulturtransfer, zur 1848er Revolutionspresse in Ungarn und Österreich, zum Ungarnbild in der deutschen Presse sowie zum Pressewesen in Wien, Buda, Pest, Preßburg, Temeswar, Hermannstadt und Kronstadt. (Presse und Geschichte – Neue Beiträge Band 52). Bremen: Edition Lumière. S. 7-32.

Dieser Aufsatz bietet anders als der Titel erwarten ließe eine rein pressehistorische Betrachtung der deutschsprachigen Presse in Ungarn von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Text beginnt mit der Beschreibung der Situation am Anfang des 18. Jahrhunderts, als „nach der 150jährigen Türkenherrschaft […] kein Bürgertum [existierte], das als Träger und als Lesepublikum für das Zustandekommen eines Zeitungswesens in Frage […]“ kam. Anschließend werden in chronologischer Vorgehensweise die ersten Periodika, der „Mercurius Hungaricus“ und die „Nova Posoniensia“, genannt, die allerdings noch in lateinischer Sprache abgefasst waren. Die erste deutschsprachige Zeitung „Wochentlich zweymal neu ankommender Mercurius“ erschien von 1730 bis 1738 und „ahmte Form und Inhalt des Wienerischen Diariums nach; viele Nachrichten wurden einfach übernommen.“ Erst später, „[i]n der zweiten Hälfte der Regierungszeit Maria Theresias“ kam es zu einem Aufschwung des geistigen Lebens und damit auch der Presse. So erschien ab 1764 die „Preßburger Zeitung“, die als „langlebigste Zeitung in Ungarn“ bis 1929 existierte. Die ersten moralischen Wochenschriften wurden als Beiblätter der „Preßburger Zeitung“ von Karl-Gottlieb Windisch herausgegeben, darunter „Der Freund der Tugend“ von 1767 bis 1769 und „Der vernünftige Zeitvertreiber“ im Jahr 1770. Später, zwischen 1781 und 1793, erschienen auch von Windisch edierte und von der „Preßburger Zeitung“ unabhängige Zeitschriften wie das „Ungarische Magazin“ und das „Neue Ungarische Magazin“.
In dieser Art gehen die weiteren Ausführungen detailreich auf die deutschsprachige Pressegeschichte und ihren gesellschaftlichen und kulturellen Kontext in Ungarn ein. So ging zum Beispiel „[d]em Verfall der deutschsprachigen periodischen Presse nach 1848/49 […] in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eine Blütezeit voraus.“ Zu dieser Zeit brachte das Erstarken von „nationalen Forderungen der ungarischen Kräfte […] das ungarländische Deutschtum an einen Scheidewerg“ zwischen Assimilation oder Anschluss an die nationalen Bestrebungen. Im Revolutionsjahr 1848 wurden „zahlreiche, aber kurzlebige Periodika“ gegründet, wie zum Beispiel „Der wahre Ungar“, „Der Patriot“ oder „Das junge Ungarn“, von denen teilweise heute nur noch der Titel bekannt ist. Ab 1854 erschien der „Pester Lloyd“ als Publikationsorgan der kaufmännischen Pester-Lloyd-Gesellschaft, der neben Handelsnachrichten auch Berichte über Politik und Kultur enthält. Für die Zeit nach 1867, dem Jahr des Ausgleichs zwischen Österreich und Ungarn, wird eine zunehmende „Assimilation des Deutschtums“ und damit verbunden einer sinkenden Leserzahl der deutschsprachigen Blätter festgestellt. Die deutschsprachige Presse wird hier in drei Gruppen eingeteilt: (a) politische Presseorgane von überregionaler Bedeutung und lokale Provinzblätter, (b) wissenschaftliche Zeitungen und (c) Fachorgane einzelner Berufsgruppen. In der ersten Gruppe werden der „Pester Lloyd“ zu den überregionalen und u.a. die „Oedenburger Zeitung“, die „Preßburger Zeitung“ und die „Temesvarer Zeitung“ zu den lokalen Blättern gezählt. In der zweiten Gruppe erschienen wissenschaftlichen Zeitschriften zu „einzelnen Wissensgebieten, die Ungarns internationale Beziehungen pflegten und bestrebt waren, die sprachliche Isolation der ungarischen Wissenschaft zu beenden“. Hierzu gehört z.B. das 1877 gegründete Periodikum „Literarische Berichte aus Ungarn“ oder ab 1912 die „Ungarische Rundschau“. Die dritte Gruppe beinhaltet deutsch- bzw. zweisprachige Fachorgane wie der „Allgemeine Technische Anzeiger für Ungarn“ von 1897 bis 1906 oder die „Ungarische Bergwerkzeitung – Magyar Bánya-Újság“ von 1912 bis 1918, die sich an eine größtenteils aus deutschen Einwanderern bestehende „Elite der Facharbeiter“ richteten. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und auch die folgenden wirtschaftlich schlechten Jahre führten zu einer Schrumpfung der deutschsprachigen Presse. Trotz allem bestanden z.B. die „Oedenburger Zeitung“ und der „Pester Lloyd“ fort. Letztere wurde schließlich im April 1945 eingestellt.
In dieser Betrachtung werden die Zeit der Jahrhundertwende sowie die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen auch vom Umfang her weniger ausführlich beschrieben als die vorangegangenen Epochen, der Fokus des Beitrags liegt somit auf der Anfangs- und der Hochzeit, d.h. der zweiten Hälfte des 18. bzw. der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der deutschsprachigen Presse in Ungarn. Die Ausführungen werden begleitet von mehreren seitenfüllenden Abbildungen von Titelblättern sowie einer kleineren Abbildung der Kopfleiste der „Preßburger Zeitung“ von 1878. Der Inhalt der vorgestellten Presseerzeugnisse wird allerdings nicht exemplifiziert und eine Untersuchung der Sprache in den Zeitungen und Zeitschriften findet nicht statt.

Rózsa, Maria (2010): Der Stand der Erforschung der deutschsprachigen Presse Ungarns. In: Rózsa, Maria (Hrsg.): Studien zur deutschsprachigen Presse in Mittel- und Ostmitteleuropa: Beiträge zum deutsch-österreich-ungarischen Kulturtransfer, zur 1848er Revolutionspresse in Ungarn und Österreich, zum Ungarnbild in der deutschen Presse sowie zum Pressewesen in Wien, Buda, Pest, Preßburg, Temeswar, Hermannstadt und Kronstadt. (Presse und Geschichte – Neue Beiträge Band 52). Bremen: Edition Lumière. S. 33-44.

Dieser Aufsatz bietet eine kurze pressehistorische Zusammenfassung zum „Stand der Erforschung der deutschsprachigen Presse Ungarns“.
Zur Einleitung werden vier historische Siedlungsgebiete der deutschsprachigen Siedler, nämlich Oberungarn (die heutige Slowakei), der südöstliche Teil Transdanubiens (die heutigen Komitate Tolna, Baranya und Somogy), Siebenbürgen und Südungarn (die sog. Batschka und das Banat) aufgezählt. Hierbei wird festgestellt, dass es in den größten Städten dieser Gebiete ein gebildetes und bürgerliches Lesepublikum gab, „das aus der deutschen Presse an Informationen gelangen wollte und konnte“. Die erste deutschsprachige Zeitung in Ungarn war der „Wochentlich zweymal neu ankommende Mercurius“ von 1731 bis 1738, die langlebigste die „Preßburger Zeitung“ mit ihrem Erscheinen von 1764 bis 1929. Erwähnt werden außerdem das „Siebenbürger Bote“ bzw. später „Kriegsbote“ betitelte Blatt, das von 1789 bis 1867 erschien, sowie der von 1854 bis 1945 herausgegebene „Pester Lloyd“. Die kurze Einleitung schließt mit der Einschätzung, dass „eine monographische Zusammenfassung der Geschichte der deutschsprachigen Presse Ungarns bis heute fehlt“. Daneben wird auch die Wichtigkeit „einer bibliographische[n] Bestandsaufnahme“ betont.
Einen knappen bibliographischen Überblick bietet der zweite Abschnitt. Als erste pressebibliographische Veröffentlichung wird ein Titelverzeichnis von Keresztys aus dem Jahr 1916 genannt, in dem „Zeitungen und Zeitschriften, die zwischen 1705 und 1867 auf dem Gebiet Ungarns erschienen, nach Jahren und Sprachen geordnet veröffentlicht wurden“. Diese Epoche wird auch in der drei Bände umfassenden Pressebibliographie von Busa betrachtet, die in Tabellen, Registern und Glossaren vielfältige Informationen zum ungarisch- und fremdsprachigen Pressewesen in Ungarn sowie zu außerhalb von Ungarn existierenden, aber Ungarn betreffenden Periodika bietet. Zuletzt wird die Publikation von Kemény genannt, die u.a. die deutschsprachigen Periodika von 1911 bis 1920 behandelt.
Der folgende Abschnitt zählt Pressebibliographien auf, die einst fortlaufend geführt wurden, und heute „nur noch einen historischen Wert“ besitzen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts registrierten verschiedene Organe die erscheinenden Presseerzeugnisse. Dazu gehören z.B. das wöchentlich erscheinende Fachblatt „Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz“, welches von 1860 bis 1878 neben Büchern auch herauskommende Zeitschriften erfasste, darunter auch deutschsprachige Periodika in Ungarn. In den Jahren 1870 1894 lieferte die Zeitung „Vasárnapi Újság“ (Sonntagszeitung) „bibliographische Angaben der deutschsprachigen Periodika“.
Der Abschnitt „Historische Übersicht der Pressebibliographien der deutschsprachigen Presse Ungarns“ bietet anders als zuvor einen Überblick über Pressebibliographien, „die sich ausschließlich auf die deutschsprachige Presse Ungarns“ beziehen. Als Besonderheit erscheint hier „[e]ine Vollständigkeit anstrebende retrospektive Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Presse Ungarns“ von Réz, die 1945 erschien und die Periodika „von den Anfängen bis 1918“ verzeichnete.
Der umfangreichere Hauptteil unter der Überschrift „Moderne deutsche Pressebibliographien“ weist zu Beginn auf die Notwendigkeit einer zeitgemäßen und im Internet recherchierbaren Bibliographie hin. Die Verfasserin des Aufsatzes hat es sich unter anderem deshalb zur Aufgabe gemacht, „eine solche Bibliographie der deutschsprachigen Presse Ungarns zusammenzustellen“, die sie in den folgenden Ausführungen vorstellt. Denen zufolge ist das Werk mehrfach unterteilt: Der erste Teil beinhaltet Zeitschriften und Fachblätter, der zweite Teil erfasst Zeitungen, wobei beide Teile den Zeitraum von 1850 bis 1920 behandeln. Den Jahren 1921 bis 2000 ist ein dritter, gesondert erschienener Teil gewidmet. Für den Zeitraum 1850-1920 sind Daten und Informationen zu 1826 Periodika gesammelt worden, darunter 1445 wissenschaftliche Zeitschriften und Fachblätter, sowie 381 als „politische Zeitungen“ kategorisierte Blätter. Anschließend werden einige Beispiele der erfassten Periodika aufgelistet, wie etwa die „Ungarische Revue“, die von 1881 bis 1895 erschien, die „Acta Comparationis“, herausgegeben von 1877 bis 1888, oder die „Pester Medizinisch-Chirurgische Presse“, die von 1865 bis 1918 „[…] in ungarischen Fachzeitschriften erschienene Artikel gänzlich auf deutsch [veröffentlichte]“. Außerdem erwähnt werden „die Fachblätter der verschiedenen Industriezweige, deren Lesepublikum lange Zeit hauptsächlich die eingewanderten deutschen Fachleute bildeten“, wie z.B. der „Allgemeine Technische Anzeiger für Ungarn“, herausgegeben von 1897 bis 1923. Daneben wird auch das Erscheinen der „Bibliographie der von 1921 bis 2000 auf dem Gebiet des heutigen Ungarns erschienenen deutschsprachigen Periodika“ der Verfasserin im Jahr 2006 erwähnt, ihr Inhalt wird jedoch nicht näher erläutert.
Zu Projekten für die „[i]nhaltliche Erschließung der deutschsprachigen Presse Ungarns“ findet sich unter der gleichlautenden Überschrift ein kurzer Absatz, in dem allerdings nur auf eine „Datenbank, an der zur Zeit [sic] in Wien gearbeitet wird und die die Preßburger Zeitung mit ihren wichtigsten Inhalten zugänglich machen wird“ hingewiesen wird.
Zum Abschluss werden einige wissenschaftliche Publikationen zur pressehistorischen Untersuchung der deutschsprachigen Presse Ungarns aufgezählt.
Das Hauptaugenmerk des Textes liegt – anders als der Titel erwarten ließe – insgesamt auf der historischen und weniger auf der aktuellen deutschsprachigen Presse Ungarns. Hierbei wird auf den Inhalt der genannten Periodika nicht eingegangen und es findet keine Untersuchung der Sprache in den Zeitungen und Zeitschriften statt.

Schuth, Johann (2010): Mehr als 50 Jahre im Dienste der Ungarndeutschen – Die Neue Zeitung. In: Tichy, Ellen (Hrsg.): Minderheiten und Medien. Die Repräsentanz der ungarndeutschen Minderheit in den Medien. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. (Schriften zur Medienwissenschaft; 26). S. 82-93.

Dieser Aufsatz widmet sich mit einem historisch-gesellschaftlichen Fokus unter anderem der Zeitung „Neue Zeitung“ (NZ) in Ungarn. Der Aufsatz ist dabei nicht in Abschnitte unterteilt. Stattdessen finden sich sehr umfangreiche Zitate (z.B. von über einer Seite und bis zu zwei Seiten) der Leitartikel „Dem Leser zum Gruß“ der Zeitung „Freies Leben“ sowie „Zum Wiedersehen der deutschen Zeitung“ der NZ. Die Einordnung dieser und weiterer umfassender Zitate fällt dagegen eher kurz aus. In den anschließenden längeren Ausführungen wird die historische Entwicklung der Zeitung und u.a. ihre Verbindung zur ungarndeutschen Literatur- und Kunstlandschaft oder zur wissenschaftlichen Erforschung von Volkskunde und Mundarten beschrieben. Hinweise zu sprachlichen Besonderheiten anderer lokaler Minderheitenmedien, wie sie nach der Wende vielfältig entstanden, lauten zum Beispiel: „Die Sprache war sehr oft holprig, die Redakteure waren Laien, die aus Begeisterung tätig waren.“ Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung am Inhalt der Zeitung(en) findet jedoch nicht statt.