Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.

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Campiân, Veronica (2020): Deutschsprachige Presse in Rumänien – eine Säule der kulturellen Identität der Minderheit? Fallstudie: Die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. In: Haberland, Detlef/Orosz, Magdolna (Hrsg.): Region(en) von Mitteleuropa. Historische, kulturelle, sprachliche und literarische Vermittlungen. Wien: Praesens Verlag. S. 187-200.

Der Beitrag widmet sich der sprachwissenschaftlichen Erforschung der deutschen Minderheitenpresse in Rumänien am Beispiel der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ). Der Fokus liegt dabei besonders auf inhaltlichen Aspekten mit Minderheitenbezug.
Der Text beginnt mit einer kurzen Einleitung, in der das Forschungsanliegen beschrieben wird, mittels einer quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse, die „Themenvielfalt, die Aufteilung der journalistischen Darstellungsformen nach Resorts sowie die diskursive Verhandlung des Begriffs ‚Minderheit‘“ zu untersuchen. Als zentrale Forschungsfrage wird herausgestellt, „was und wie die ADZ über die deutsche Minderheit berichtet und dadurch sowohl kulturelle Identitäten widerspiegelt als auch medial konstruiert“. Als Untersuchungszeitraum wird das erste Quartal 2018 genannt. Darauf folgt ein Abschnitt zur Begriffserklärung, der weiter hinsichtlich der beiden Punkte „Das Modell der ‚Enklavenpublizistik‘“ und „Die Bedeutung von Ethnizität, kultureller Identität und der Minderheitenbegriff“ unterteilt ist. Der erste Punkt arbeitet mehrere „Merkmale des Systems der Enklavenpublizistik“ auf der Grundlage einschlägiger sprachwissenschaftlicher Veröffentlichungen im Bereich der Enklavenpublizistik wie die von Sabine Reiner und Carl Ziegner, heraus. Zu diesen Merkmalen gehören das Publikum, die Produzenten, die Finanzierung, die Rolle beim Erhalt und bei der Selbstbeobachtung der Enklave sowie die Betonung der (Enklaven-)Identität. Unter dem zweiten Unterpunkt wird auf Basis zahlreicher wissenschaftlicher Quellen zusammengefasst, durch welche weiteren Merkmale sich „die Minderheit von der Mehrheit abgrenzt“, wie neben dem Hauptelement der Sprache z.B. Traditionen, Werte oder Bräuche. Im anschließenden dritten Abschnitt werden „Die deutsche Minderheit und ihre Medien“ näher erläutert im Hinblick auf Siedlungsgebiete, (Siedlungs-)Geschichte, gegenwärtige Situation, Sprachunterricht sowie hinsichtlich verschiedener Rundfunk- und Printmedien wie der „Hermannstädter Zeitung“ und der ADZ. Im vierten und umfangreichsten Abschnitt erfolgt die „Auswertung des Zeitungsmaterials“, die wiederrum untergliedert ist in die Unterpunkte „Zur empirischen Untersuchung“, „Die quantitative Inhaltsanalyse“ und in „Die qualitative Analyse: die Tendenzanalyse“. Im ersten Punkt wird die Methodik der anschließenden Analyse beschrieben, wozu die Definition eines (inhaltlichen) Kategoriesystems gehört, auf Grundlage dessen quantitativ die Häufigkeit des Vorkommens bestimmter Themen und Resorts etc. untersucht werden soll. In der folgenden quantitativen Inhaltsanalyse wird dementsprechend das Korpusmaterial in Form von Zeitungstexten tabellarisch und zahlenmäßig nach Resorts, journalistischen Darstellungsformen (Bericht, Meldung etc.) und thematischen Untersuchungskategorien (Siedlungsgebiete, Persönlichkeiten, deutschsprach. Schulen, kulturelle Ereignisse, Veröffentlichungen, Feste usw.) eingeteilt. Parallel dazu erfolgt die Auswertung der Ergebnisse hinsichtlich ihrer Bedeutung, dazu gehört z.B. die Einschätzung, dass die Zahlen „zu der Schlussfolgerung [führen], dass sich die ADZ in ihrer Berichterstattung nicht hauptsächlich auf minderheitenspezifische Ereignisse und Zusammenhänge konzentriert, sondern eine breite Palette an Themen behandelt, die dem deutschsprachigen Leser die Möglichkeit gibt, sich darüber vielseitig und komplex zu informieren, was im In- und Ausland passiert und nicht nur über das, was um den Minderheitendiskurs an sich kreist.“ In diesem Sinne wird jede Kategorie des vorgestellten Systems einzeln detailliert ausgewertet und kommentiert. Relativ kurz fällt dagegen der dritte und letzte Unterpunkt zur qualitativen Analyse aus, wobei durch die Annotation der einzelnen Kategorien im vorangegangenen Abschnitt die quantitative Analyse bereits in gewisser Weise eine qualitative Untersuchung beinhaltete. Im letzten Unterpunkt findet daher eine „Tendenzanalyse“ statt, nach der die untersuchten Artikel die deutsche Minderheit in einem neutralen, wertungsfreien oder positiven Licht zeigen, wohingegen negative Perspektiven fehlen.
Im fünften und letzten Abschnitt des Beitrags erfolgt eine Schlussbetrachtung der Ergebnisse, darunter z.B. die Feststellung, dass „der Schwerpunkt auf der Information […] und eher weniger auf [der] Meinungsbildung der Rezipienten“ liegt oder das der „Minderheitenbezug der Zeitung […] nicht dominant [ist]“.

Cotârlea, Delia (2021): Gruppenidentität und Selbstdarstellung in der Kronstädter Wochenschrift Karpatenrundschau (1968-1970). In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 514-526.

Dieser Aufsatz befasst sich mit Selbstdarstellungspraktiken in der Kronstädter Wochenschrift „Karpatenrundschau“ als ein identitätsstiftendes und handlungsleitendes Periodikum der deutschsprachigen Minderheit im Kommunismus in Rumänien in den Jahren 1968 bis 1970.
Eingeleitet wird der Beitrag unter der Überschrift „Identität – Mythos – Geschichte“ von einer historischen Einordnung der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien in Verbindung mit einer detaillierten Begriffsbestimmung der relevanten Termini wie „kollektive Identität“ und „Selbstdarstellung“; „kollektive Identität“ wird hier als „Gruppengemeinschaft und deren Selbstdarstellung“ aufgefasst und „[b]ei der Untersuchung der Selbstdarstellung werden Geschichte, Brauchtum und Sprache in Betracht gezogen“. Dabei kann bereits die Begriffsbestimmung von „deutsch“ bzw. „rumäniendeutsch“ problematisch sein, „da man historisch von Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Dobrudscha-Deutschen, Zipsern usw. spricht, also von Gruppen, die sich nach ethnischen Kriterien gebildet haben.“ Im Anschluss an diese (sozio-)historische Betrachtung folgt die Vorstellung der untersuchten Zeitschrift unter der Überschrift „Karpatenrundschau – eine (über)regionale Wochenschrift der Werktätigen“ von ihrer Gründung 1968 „als Nachfolgerin der Volkszeitung (1957)“ über ihre Themen wie Politik und Gesellschaft „sowie Aspekte des Minderheitenlebens“, darunter „Kultur, Literatur, Theater und Film, sowie Kunst, Sport und Wissenschaft, aber auch auf Alltagsthemen, wie Haushaltstipps, Mode, Männer- und Frauengewohnheiten“ bis hin zur Zeit der Wende und ihrem Erscheinen ab 1993 als achtseitige Beilage der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“.
Der folgende Abschnitt widmet sich ausführlich und detailreich der Untersuchung der „Bewahrung und Stärkung eigener Identität durch Geschichtsschreibung“, so die Überschrift. So wird etwa für den Zeitraum 1968-1970 konstatiert, dass einerseits „über die eigene Geschichte, um die eigene Identität zu bewahren und zu stärken“ berichtet wird, aber andererseits „[…] das politische System den Diskurs durch seine eigene Rhetorik [vereinnahmt]“. Dies geschieht im Blatt etwa durch intensive Verwendung des Terminus „mitwohnende Nationalität“ und durch „ein inszeniertes Miteinanderleben im Kommunismus“, während der Bergriff „rumäniendeutsch“ nicht vorkommt; es komme also zu „Verzerrungen, Verfälschungen und Manipulationen“. Die Betrachtung von Manifestationen einer Identität durch Geschichtsschreibung erfolgt dabei zunächst auf der Grundlage einer Studie des Historikers Lucian Boia sowie anhand einiger konkreter Belege aus dem Material der Zeitung, darunter vor allem ein Artikel, der auf der Basis der Forschungen des siebenbürgisch-sächsischen Humanisten Johannes Honterus eine „Kontinuität des rumänischen Volkes“ unter Einbeziehung der Siebenbürger Sachsen behauptet.
Im Anschluss daran wird in einem kürzeren Abschnitt die „Bewahrung und Stärkung der Identität durch Brauch- und Sprachpflege“ untersucht. Dabei wird festgestellt, dass „[ü]ber den Erhalt der Sprache […] in der KR häufig geschrieben [wird]“ und dass auch „Dialektpflege, Deutsch als Unterrichtssprache bzw. als Studiumangebot [sic]“ zum Angebot gehört, genauso wie die Förderung rumäniendeutscher Literatur.  
Die abschließenden Schlussfolgerungen fassen die Ergebnisse knapp zusammen, indem festgestellt wird, dass sich die Selbstdarstellung der deutschen Minderheit in Rumänien auf zwei Ebenen manifestiert: (1) auf einer historischen Ebene, auf der sowohl „Verfälschungen, Exklusionen“ als auch die Anpassung an einen „politischen Hauptdiskurs der Mehrheit, vom nationalistischen Diskurs vereinnahmt“ sowie „Mythen der Einheit des rumänischen Volkes und des dakischen Plans“ präsent sind; und (2) auf „der Ebene der Volkskunde, des Brauchtums, der Sprachpflege“ , auf der „eine nuanciertere Selbstdarstellung in einem natürlicheren Verhältnis des Neben- und Miteinanders“ stattfindet.

Dănilă, Adriana (2021): Interkulturelle Aspekte der Wortbildungen im osteuropäischen pressesprachlichen Sprachgebrauch: Das Beispiel Rumäniens. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 201-216.

Dieser Aufsatz widmet sich der sprachwissenschaftlichen Untersuchung interkultureller Aspekte bei Wortbildungen in der Pressesprache am Beispiel der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ) anhand konkreter Belege aus dem Material der Zeitung.
Eine kurze Einleitung zum ersten Abschnitt gibt die Zielsetzung des Aufsatzes, die Betrachtung einiger Aspekte der interkulturellen Kommunikation mit dem Schwerpunkt mediale Schriftlichkeit anhand der rumäniendeutschen Zeitung ADZ, vor. Unter dem Punkt „Aspekte der interkulturellen Kommunikation in osteuropäischen Minderheitsgesellschaften“ wird eine kurze Einführung in den Kontext des Untersuchungsgegenstandes geboten, indem die Situation anderssprachiger Sprachgemeinschaften in Osteuropa beschrieben wird. Hierbei werden zwei mögliche Konstellationen zitiert, nämlich einerseits deutsche Sprachminderheiten, „die zwar geographischen Kontakt zum sprachlichen Mutterland Deutschland haben, aber ‚lange Zeit aufgrund des Eisernen Vorhangs isoliert waren […]‘“ und andererseits sog. Sprachinselminderheiten, die „[…] relativ isoliert vom Mutterland [sind] und […] meist die Minderheitensprache nur in ihrer kleinen Gemeinschaft [bewahren].“ Es wird festgestellt: „Rumäniendeutsch als Minderheitssprache in Rumänien, d. h. die deutsche Sprache in Siebenbürgen, im Banat, in der Bukowina aber auch Dobrudscha und Sathmar unterliegt einem ständigen Sprachkontakt mit dem Rumänischen.“ Etwas unzusammenhängend zu diesem Zitat erscheint die Schlussfolgerung im folgenden Satz: „Weil es sich in der kommunikativen Wirklichkeit der zwischenmenschlichen Interaktion in einem direkten Kontaktareal mit dem Rumänischen befindet, kann das Rumäniendeutsch als Sprachinsel angesehen werden.“ Der nächste Punkt erläutert den „Aufbau der Analyse“, die aus zwei Teilen besteht: der erste Teil widmet sich der Analyse von „Besonderheiten der Kommunikation zwischen Angehörigen unterschiedlicher ethnischer Gruppen“, der zweite Teil behandelt „kulturtypische Handlungsformen im journalistischen Sprachgebrauch auf der Ebene des Wortschatzes“, hier werden „begriffliche Kategorien und Wortbildungen mit neuen semantischen Prägungen“ erwartet, das „journalistische Medium“ fungiert dabei außerdem „als kulturspezifische Realisierung der Dynamik interkultureller Kommunikation“. Desweiteren wird erklärt, dass konkrete Sprachformen aus dem Material der Zeitung „unter lexikologischen Aspekt [sic] und morphosyntaktischer Funktionsweise“ analysiert werden. Dezidiert in den Blick genommen werden drei Wortbildungsverfahren: „Determinativkomposition“ als produktivste Einheiten der Wortbildung, „Abreviation [sic] als Ausdruck der Sprachökonomie“ und „Kontamination, die zu neuen interessanten Wortbildungsprodukten führen kann“.
Mit dem folgenden zweiten Abschnitt unter der Überschrift „Kulturtypische sprachliche Handlungsformen im journalistischen Sprachgebrauch der ADZ für Rumänien“ beginnt die Analyse des Sprachmaterials. Der Analyse ist noch einmal eine kurze Erläuterung des Gegenstandes vorangestellt, laut der die ADZ als Medium die Interkation zwischen verschiedenen Kulturen ermöglicht, nämlich zwischen der rumäniendeutschen, der rumänischen und der bundesdeutschen Kultur, deren Zusammentreffen sich in interkulturell bedingten Wortbildungsprodukten widerspiegelt. Die umfassende und detaillierte Analyse der Wortbildungsprodukte erfolgt anhand zahlreicher Belege – insgesamt 36 zitierte Belegstellen, die teilweise noch durch Untergliederungen erweitert werden – aus dem Material des Blattes, diese sind unter thematische Kategorien gefasst und jeweils einzelnen in kürzeren oder längeren Erläuterungstexten sprachwissenschaftlich eingeordnet. Der erste Beleg zeigt zum Beispiel die Übersetzung rumänischer politischer Organisationen und Institutionen ins Deutsche, gefolgt von Übersetzungen von Namen kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen. Weitere Belege präsentieren z. B. Präfigierungen, nominale Neubildungen, Übernahmen rumänischer Wortkörper, Komposita, Derivationen, Kontaminationen und viele weitere.
Der letzte Abschnitt, überschrieben mit „Schlussfolgerungen“, fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. So hat sich etwa gezeigt, dass versucht wird, „die außersprachliche Wirklichkeit in Rumänien möglichst eindeutig zum Ausdruck zu bringen“; dies geschieht z.B. über „einzelne freie Morpheme, die schon im deutschen Wortgut vorhanden sind“ und die „zu Komposita oder Wortgruppen unter Beachtung der morphosyntaktischen Wortbildungsmöglichente des deutschen Sprachsystems“ verknüpft werden. Daneben konnten u. a. „morphematische Einheiten […] - z. B. Rentensäule, Ärzteloch,die Kuckuckspartei PSD – [identifiziert werden,] die als kulturbedingte Wortverbindungen betrachtet werden können“; diese werden als der kontextspezifische Versuch verstanden, „die typische Vorstellungswelt im rumänischen Raum zum Ausdruck zu bringen […]“. Als Fazit wird die Feststellung formuliert, nach der die untersuchten Neubildungen „kontextuelle Kulturspezifik beweisen, die eng mit der Wortbildungsfreiheit des Deutschen verbunden ist“ und denen kommunikatives Potential zugesprochen werden kann, „das Zugang zu einer spezifischen Welt eröffnet“.

Fierbințeanu, Ioana Hermine (2018): Einige gesprochensprachliche Elemente in der rumäniendeutschen Zeitung ADZ (Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien). In: Philipp, Hannes/Ströbl, Andrea/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost-, und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 6). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 148-158.

Dieser Aufsatz möchte einen Sprachwandel in der Pressesprache nachweisen, indem er sich der Verwendung von Elementen und Merkmalen gesprochener Sprache in Texten der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ) aus den Jahren 2011 bis 2016 zuwendet.
In einer kurzen Einleitung wird zunächst der Gegenstand vorgestellt, bei dem es sich u.a. um „familiäre, zu der Umgangssprache gehörende oder normabweichende Formulierungen“ in Zeitungstexten handelt. Eine damit verbundene These lautet, dass „sich ein Sprachwandel der schriftlich realisierten Texte in Zeitungen vollzieht“.
Im folgenden Abschnitt werden „Formen der gesprochenen Sprache in den Zeitungen“ erläutert. Hierbei geht es nicht um transkribierte Texte gesprochener Sprache, sondern um Texte, die eine „nähesprachliche Situation nur simulieren“. Es wird festgestellt, dass Elemente des gesprochensprachlichen Deutsch, wenn sie in „medial schriftlich realisierten Textsorten“ vorkommen, „auf den Raum der mündlichen Kommunikation [verweisen]“; d.h. „sie nähern sich der Mündlichkeit an, ohne medial mündlich realisiert zu sein“. Zeitungen als „tagtäglich […] und unter Zeitdruck produziert[es]“ Medium spiegeln „den gesellschaftlichen Gebrauch der Sprache“. Aufgrund dieser Vorannahmen soll am Material von Texten der ADZ Phänomene einer durch digitale Kommunikationsmedien (wie z.B. E-Mail, SMS, Chat) beeinflussten „Veränderung der Schriftsprache“, nämlich „der Trend der salopp gesprochenen Sprache, die dank den neuen Medien aufkommt“, nachgewiesen werden. In diesem Zusammenhang wird Schwitalla zitiert, der „in der deutschen Sprachgeschichte mehrmals Wechsel zwischen extrem mündlichkeitsferner Schriftlichkeit und wieder mündlichkeitsnahen Stilisierungen“ ausmacht.
Anschließend wird im dritten Abschnitt kurz „Die Allgemeine deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ)“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um „eine Tageszeitung der deutschsprachigen Minderheit in Rumänien“, die seit 1993 (in der Nachfolge der Vorgängerzeitung „Neuer Weg“) erscheint, sie ist außerdem „die einzige deutsche Tageszeitung in Osteuropa“. Hierbei werden ihre Rubriken – Berichte, Landes- und Weltpolitik, Wirtschaft, Kultur, Lokales, Sport, Tourismus und Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien – sowie ihre wöchentlichen Beilagen, z.B. die „Banater Zeitung“ und die „Karpatenrundschau“, aufgezählt. Daten zu ihrer Auflagenhöhe werden nicht genannt. Das untersuchte Korpus beinhaltet Texte aus Ausgaben der ADZ von 2011 bis 2016.
Im Hauptteil des Beitrags werden „Elemente der gesprochenen Sprache“ untersucht. Dazu zählen u.a. Pronominaladverbien wie „drauf, drunter, drüber, durchs, ins, fürs, hinterm, vorm oder vors“, die „Vertraulichkeit, Dialogizität und Situationseinbindung“ simulieren. Aus dem Inhalt der ADZ werden hierfür – teilweise recht kurze, in den Fließtext integrierte – Belege geliefert, wie z.B.: „Stadtrundgang durchs alte Kronstadt vorgestellt.“ Daneben gibt es Beispiele für Ironie, negative Einstellungen, Diminutivformen, Jugendsprache und Intensivierungen bzw. Emotionalisierungen. Des Weiteren wurden Formulierungen gefunden, durch die „das Erlebnis des Autors bzw. seine Erfahrung auf den Leser […] übertragen“ wird, etwa durch „Pronomen, die eine Mittelstellung zwischen ich und wir darstellen“ (als Beispiel dient „unsereins“). Darüber hinaus gibt es Belege für „Zeitdeixes“ („jetzt, heute und gestern“), Vagheitsausdrücke („quasi“, „zigtausend“), neutrale Gradpartikeln („ganz“) und Intensivierungen mit umgangssprachlichen Gradpartikeln („total“, „tierisch“, „höllisch“ und „verdammt“). Zum Abschluss der Untersuchung wird zusammenfassend festgestellt, dass „[z]wischen der konzeptionellen Schriftlichkeit und der konzeptionellen Mündlichkeit […] Pronominaladverbien, Zusammenziehungen von Präposition und Artikel, Ausdrücke der Ironie, unterschiedliche Wortbildungsmittel, Komposita und Derivate, verschiedene Formen der Deixis oder Vagheitsausdrücke“ auftreten. Darauf folgt die unklare Einschätzung: „Nicht alle aufgezählten Merkmale drücken konzeptionelle Mündlichkeit aus, genauso wie nicht alle Elemente der gesprochenen Sprache die fingierte Mündlichkeit wiedergeben.“ Dazu lässt sich anmerken, dass es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, zu erläutern, was in Bezug auf die einzelnen Belege konkret zutrifft. Der darauffolgende, letzte Satz des Abschnitts ist sogar noch weniger aufschlussreich: „Je nach Textsorte, Zeitungsartikel, Autor und behandeltem Thema können Zeitungsartikel flexibel eingeordnet werden, da die Funktion gesprochensprachlicher Elemente je nach Kontext veränderbar ist.“
Im Anschluss daran wird im Abschnitt „Schlussfolgerungen“ zunächst auf den Aspekt des von der Verfasserin erwarteten Sprachwandels in Zeitungstexten eingegangen. Dabei war beabsichtigt, mit der Untersuchung des Inhalts der ADZ der Frage nachzugehen, „ob sich der Sprachwandel zu mehr Mündlichkeit hin beschleunigen wird, sodass die Zeitungsleute in naher Zukunft nur noch konzeptionell mündlich formulieren werden und die konzeptionelle Schriftlichkeit abgeschafft werden würde“. Diese Frage wurde zuvor im Beitrag noch nicht derart zugespitzt formuliert, sondern eher dahingehend, erforschen zu wollen, „wie dieser Wandel aussieht“. Davon abgesehen, dass die Frage in ihrer extremen Form kaum wissenschaftlich beantwortet werden kann, fehlen für die Beobachtung eines Wandels oder Trends entsprechende Vergleichswerte aus der Untersuchung früherer Ausgaben der ADZ (etwa aus der Zeit vor dem Aufkommen digitaler Kommunikationsmedien, d.h. den 90er Jahren, die zuvor als auschlaggebend für den „Trend der salopp gesprochenen Sprache“ beschrieben wurden). Im Ergebnis heißt es nun: „Selbst wenn die Formen der Mündlichkeit zunehmen werden, werden sie die Schriftlichkeit nicht ersetzen können. Das medial schrifliche [sic] Formulieren wird weiter bestehen, da trotz der hohen Anzahl an Elementen der gesprochenen Sprache diese nicht dominieren werden und der komplexe Nominalstil und die fachsprachliche Lexik fortbestehen werden.“ Eine Feststellung, die jedoch aus der Untersuchung so nicht hervorgeht.
Außerdem werden noch einmal die gesammelten sprachlichen Phänomene aufgezählt (Pronominaladverbien, Zusammenziehungen, Komposita, Derivate usw.). Dabei wird festgestellt, dass „im Wirtschaftsteil weniger Merkmale der gesprochenen Sprache zu erkennen [sind] als in dem Feuilleton oder in der Kritik, da die Textsorte wichtiger als die Rubrik ist.“ Diese Einschätzung und ihre Begründung sind wenig einleuchtend, denn aus dem Beitrag geht nicht hervor, welche Bedeutung die „Wichtigkeit“ einer Textsorte oder Rubrik für das Vorkommen bzw. Fehlen von gesprochensprachlichen Elementen haben sollte, zumal bei der zuvor durchgeführten Analyse nicht angeben wurde, welcher Rubrik die genannten Textbeispiele entstammen. Ähnlich undurchsichtig wirkt deshalb auch die Feststellung, mit der der Beitrag und das Fazit endet: „Nicht alle gesprochensprachlichen Elemente sind jedoch Ausdruck von konzeptioneller Mündlichkeit in einer Textsorte des öffentlichen Sprachgebrauchs und nicht alle gesprochensprachlichen Elemente stellen ein Zeichen von fingierter Mündlichkeit dar.“ Welche Elemente unter den Beispielen ein „Ausdruck von konzeptioneller Mündlichkeit“ und welche ein „Zeichen von fingierter Mündlichkeit“ sind, ist nicht erkennbar.

Herdeanu, Clara (2014): Sprache - Macht - Revolution. Die Revolution vom Dezember 1989 in deutschsprachigen Zeitungen Rumäniens. Eine linguistische Mediendiskursanalyse. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.

Diese überaus umfangreiche sprachwissenschaftliche Monographie basierend auf einer Dissertation widmet sich der umfassenden und detaillierten Analyse der die „Revolution“ 1989 umgebenden medialen Diskurse in deutschsprachigen Zeitungen Rumäniens.
Das Werk ist unterteilt in fünf größere Abschnitte A bis E, die wiederrum in mehrere Kapitel (und zahlreiche Unterkapitel) gegliedert sind. Einer kurzen Einleitung folgt der Abschnitt über die inhaltlichen Hintergründe und die kontextuelle Einbettung. Darin finden sich ein Überblick zur Geschichte Rumäniens von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, eine kurze Zusammenfassung der Situation der Printmedien in Rumänien und eine Beschreibung der „Geschichte der deutschen Minderheit Rumäniens und ihrer Printmedien“. Darauf folgt der theoretische und methodische Abschnitt B, in dem die grundlegenden Prämissen der Untersuchung, was sprachwissenschaftliche Theorie und Methodik anbelangt, fundiert dargelegt werden. Den Hauptteil der Arbeit stellt mit Abschnitt C die ausführliche „Linguistische Mediendiskursanalyse des Revolutions-Diskurses in deutschsprachigen Zeitungen Rumäniens“ dar. Diese wird zunächst eingeleitet von einer detaillierten Beschreibung der „Bedingungen und Voraussetzungen der Untersuchung“ mit Ausführungen beispielsweise zu den diskursiven Ebenen eines zugrundeliegenden Phasenmodells und zum Aufbau des Korpus. Das folgende Kapitel stellt den Kern der Untersuchung dar und widmet sich ausführlich dem „Revolutions-Diskurs in deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien“. Dabei findet eine weitere Unterteilung in „prä-revolutionären Kommunistischen Diskurs“, „eigentlichen Revolutions-Diskurs“ und „Post-revolutionären Diskurs“ statt. Zu den jeweils untersuchten Aspekten gehören unter anderem Akteure des Diskurses, Themen, handlungsleitende Konzepte, prototypische sprachliche Charakteristika etc. Die qualitative sprachwissenschaftliche Analyse erfolgt klar strukturiert und gründlich an Hand einer Vielzahl von sowohl kurzen als auch längeren Belegstellen. Begleitet wird die Betrachtung hier wie auch an anderen Stellen des Werkes von schwarz-weißen Abbildungen bzw. Fotos, die von einigem Interesse für die Analyse sind, da „[n]eben den Texten […] der in den deutschsprachigen Zeitungen stattfindende mediale Diskurs über die Rumänische Revolution auch von den abgedruckten Bildern beeinflusst [wird].“ (Seite 234).
Abschließend wird in Abschnitt D ein ausführliches Fazit gezogen, das die qualitativ-linguistische Mediendiskursanalyse rekapituliert, interdiskursive Relationen zusammenfasst und eine kurze Schlussbetrachtung bietet.
Im Anhang (Abschnitt E) befinden sich unter anderem ein Abbildungs- und Literaturverzeichnis sowie ein strukturiertes Quellenverzeichnis der verwendeten Korpora.

Meier, Jörg (2018): Zur Situation der deutsch- und mehrsprachigen Presse in Mittel- und Osteuropa. In: Philipp, Hannes/Ströbl, Andrea/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 6). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 358-371. 

Dieser Aufsatz bietet einen kompakten Überblick über die Situation deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Russland, über ihre geschichtlichen Daten und Auflagenhöhen sowie über ihre sprachliche Zusammensetzung.
Eine umfangreichere Einleitung widmet sich zunächst dem Medium Zeitung bzw. Zeitschrift allgemein; demnach erlebten Zeitungen zwar „ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ und befinden sich heute in einer rasch voranschreitenden Krise, dennoch gibt es immer noch u.a. 352 Tages- und 21 Wochenzeitungen in Deutschland sowie in 86 Ländern (außerhalb von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburgs und Liechtensteins) erscheinende deutschsprachige Presseerzeugnisse. In Ländern, „in denen z. T. seit dem Mittelalter DeutschsprecherInnen leben“ (d.h. außerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz), wurden erste deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften schon im 19. Jahrhundert herausgegeben. Zu den Aufgaben und Zielen solcher regionaler oder kommunaler Periodika gehörte, u.a. „die kulturelle Gemeinschaft der DeutschsprecherInnen zu fördern und zu unterstützen“, „der deutschen Sprache und Kultur im Ausland zu dienen“ und ihre Kultur mit den Menschen des jeweiligen Gast- bzw. Wahllandes zu teilen sowie ein Verständnis für die deutsche Kultur zu vermitteln“. Für deutsche Urlauber und für immer mehr Auslandsdeutsche spielen Neugründungen deutschsprachiger Zeitungen „in den Hauptreiseländern der Deutschen“ (z.B. auf den Balearen, den Kanaren, in der Türkei oder Griechenland) eine wichtige Rolle. Viele auslandsdeutsche Periodika stehen jedoch vor unterschiedlichen Schwierigkeiten. Dazu gehören u.a. schwindende Leserzahlen, Mangel an „geeigneten MitarbeiterInnen […], die über ausreichende Sprachenkenntnisse und das entsprechende Fachwissen verfügen“, geringer Bekanntheitsgrad der Blätter, Vorurteile bei Außenstehenden gegenüber deutschsprachigen Medien und ein allgemeinhin abnehmender Zuspruch für Printmedien (infolgedessen wird „der größte Teil der deutschsprachigen Presse im Ausland heute durch das Internet verbreitet […]“ bzw. lösen digitale Angebote ihre Druckausgaben oftmals vollständig ab). Als eine der Hauptursachen wird die Assimilierung deutschstämmiger Minderheiten im Ausland genannt, in deren Folge Sprachkompetenzen verloren gehen. Desweiteren wanderten zahlreiche Angehörige deutschsprachiger Minderheiten im Ausland, vor allem während und nach der Zeit der politischen Wende, nach Deutschland ab. Allerdings haben deutschsprachige Periodika im Ausland auch „eine Reihe von Stärken“ wie z.B. Flexibilität, enger Kontakt zu der Leserschaft und eine gewisse Monopolstellung, darüber hinaus erfüllen sie „eine unentbehrliche Informations- und Identifikationsfunktion für die jeweiligen deutschen Minderheiten“.
Der zweite Abschnitt stellt „Deutsch- und mehrsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Mittel- und Osteuropa“ vor. Zunächst wird noch einmal auf die recht unterschiedliche Situation auslandsdeutscher Periodika eingegangen. So lässt sich etwa in Deutschlands Nachbarländern (wie z.B. Belgien, Frankreich, Dänemark, Polen) die deutsche Sprache und die auslandsdeutsche Presse leichter erhalten, in anderen Ländern wie Spanien, Griechenland und der Türkei profitieren deutsch- und mehrsprachige Periodika von Tourismus und „mehr oder weniger dauerhaft oder saisonal ansässige[n] Rentner- oder Pensionärskolonien“. Während Italien bzw. Südtirol, Belgien und Dänemark sowie Namibia hinsichtlich auslandsdeutscher Zeitungen eine „Stabilität oder teilweise sogar Ausweitung zeigen“, ist in anderen Ländern ein „deutlicher, teilweise dramatischer Rückgang zu verzeichnen“. Anschließend werden einige deutschsprachige Tageszeitungen „mit einer einigermaßen hohen Auflage“ in tabellarischer Form aufgelistet, darunter z.B. die „Neuesten Nachrichten“ aus Ungarn mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren in den 1980er Jahren.
In den folgenden Unterabschnitten wird die deutsch- oder mehrsprachige Presse der Länder Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Russland sowie die der Slowakei jeweils einzeln betrachtet; dies geschieht in Form knapper kulturhistorischer Zusammenfassungen. Dabei werden Titel, Erscheinungszeiträume, Auflagenhöhen, Rubriken und ähnliche Daten genannt, es werden jedoch keine Textbeispiele gezeigt und eine Untersuchung des Inhalts der Blätter findet nicht statt.
Im dritten und letzten Abschnitt wird eine vielfältige Diskussion der „Aufgaben und Perspektiven für die Forschung“ geboten. Es wird eingeräumt, dass der Beitrag „das gewaltige Spektrum und die Vielfältigkeit der deutschsprachigen Presse im Ausland nur in Ansätzen“ aufgezeigt hat. Einer interdisziplinären Forschung bietet sich also die Aufgabe, diese „reichhaltigen Quellen näher auszuwerten“. Die Grundlagen für „eine Archivierung und bibliographische Erschließung sowie für eine umfangreiche Bestandssicherung stark gefährdeter Materialien, aber auch für eine systematische, diachrone und synchrone Erforschung – vor allem historischer – deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland“ wurden durch verschiedene Projekte geschaffen, wie den Heidelberger „Katalog deutschsprachiger Zeitungen im östlichen Europa“, das Projekt „ANNO“ der Wiener Nationalbibliothek und die Digitalisierungsprojekte des „Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa“ (DiFMOE), z.B. „Cassovia Digitalis“. Als problematisch wird herausgestellt, dass es bislang „nur wenige vergleichbare, methodische Analyseverfahren gibt“, in diesem Zusammenhang lassen u.a. text- und diskurslinguistische Ansätze „Anregungen für eine stärkere Konzeptualisierung und Strukturierung der Forschung“ erwarten. Im Folgenden wird noch einmal die Bedeutung deutsch- und mehrsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im Ausland als Zugänge zum Verständnis früherer und heutiger Kulturlandschaften und mehrsprachigen bzw. multiethnischen Zusammenlebens betont. Darüber hinaus können sie „Einblick in die regionale Verarbeitung nationaler und internationaler Ereignisse und in verschiedenartige Teilausschnitte des gesellschaftlichen Lebens“ bieten. Ihre Erforschung erfolgte „jedoch bisher allenfalls punktuell und ließ kaum Rückschlüsse auf etwaige Ähnlichkeiten oder Unterschiede der Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion in verschiedenen deutsch- und mehrsprachigen Regionen zu“. Obwohl eine Vielzahl einschlägiger Publikationen im Bereich der Presseforschung existieren, fehlt sowohl für die diachrone als auch für die synchrone Forschung ein wissenschaftliches Grundlagenwerk.

Mucundorfeanu, Meda (2015): Die deutschsprachige Presse in Rumänien während der kommunistischen Zeit. Fallstudie: die Zeitung „Neuer Weg“. Mittweida: Hochschulverlag. (Mitteldeutsche Hochschul-Schriften, Reihe C; 1).

Diese auf einer Dissertation beruhende Monographie untersucht die historische und gesellschaftliche Bedeutung sowie die Entwicklung deutschsprachiger Minderheitenmedien in Rumänien, insbesondere die der Zeitung „Neuer Weg“ ab 1945 bis zur Jahrtausendwende.
Die Untersuchung ist in sechs Abschnitte untergliedert: einer kurzen Einleitung folgen längere und detaillierte „Allgemeinbetrachtungen über die Lage der Rumäniendeutschen im 20. Jahrhundert“, die auf verschiedene historische und gesellschaftliche Aspekte eingehen. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den „Medien im Kommunistischen Rumänien“, das heißt der Situation der Presse, den wichtigsten Zeitungen, mit Radio und Fernsehen sowie der Zeitung „Neuer Weg“ im Besonderen. Im vierten Kapitel wird die Untersuchung zu dieser Zeitung vertieft, indem bereits vorhandene Studien und Untersuchungen betrachtet werden. Im Anschluss wird im fünften Kapitel eine eigene „Qualitative Inhaltsanalyse der Zeitung Neuer Weg“ (Hervorhebung im Original) vorgenommen. Zusätzliches Untersuchungsmaterial in Form von drei Interviews sowie Originalfassungen relevanter Gesetze befindet sich im Anhang. In den Schlussfolgerungen in Kapitel 6 wird auf vorangegangene Kapitel jeweils einzeln Bezug genommen, auf die Rumäniendeutschen, die Medien, den „bisherigen Stand der Forschung“ in Form früherer Studien sowie die Analyse der Zeitung „Neuer Weg“.
Den größeren Teil der Untersuchung nehmen die gesellschaftlich-historischen Analysen in den Kapiteln zwei und drei ein. Einen eher kleineren Teil machen die Kapitel vier und fünf aus, die sie sich speziell auf die Zeitung „Neuer Weg“ beziehen. Während Kapitel vier frühere Studien zusammenfasst, findet die beabsichtigte qualitative Inhaltsanalyse der Zeitung eher kurz, auf 22 Seiten inklusive der Analyse der Interviews, statt. Die Analyse selbst fasst die Ereignisse zusammen, über die in der Zeitung entweder berichtet oder nicht berichtet wurde. Es gibt dabei allerdings kaum Zitate aus den Inhalten der Zeitung; meist stellt der einzige direkte Verweis die Überschrift eines Artikels dar, die in der Fußnote angegeben ist. In nur wenigen Fällen sind die Aussagen der Autorin, etwa über eine eher negative Berichterstattung aus dem nichtsozialistischen Ausland, durch konkrete Beispiele anhand von Zitaten veranschaulicht.
Innerhalb der Untersuchung findet sich keine tiefergehende Auseinandersetzung mit der sprachlichen Gestalt der Zeitung „Neuer Weg“ oder der anderen beschriebenen Medien, es gibt lediglich den gelegentlichen Hinweis, dass es sich bei der Sprache um Deutsch handelt. Vereinzelte Bemerkung – allerdings aus dem vierten Kapitel über bereits vorhandene Studien – verweisen auf sprachliche Besonderheiten. Zum Beispiel: „Es gab das Genre Dem Alter zur Ehr, wo über Lebenswege rumäniendeutscher Senioren in deren Mundart geschildert wurde.“ (S. 104, Hervorhebungen im Original).
Oder es tauchen Fragen zur Bedeutung der sprachlichen Gestaltung auf, wie hier: „Was man aber in einer weiteren Studie analysieren könnte ist, inwiefern diese Inhalte genau übersetzt worden sind und ob man sich mit Wortkonstruktionen und –spielen einen gewissen Freiraum erlaubt hatte, zumindest eine Mehrdeutigkeit im übersetzten Text schimmern zu lassen.“ (S. 106, fast wortgleich wiederholt auf Seite 117).
Oder hier: „Da man Ideen nicht nur direkt aussprechen kann, sondern sich auch Stilmitteln, wie Metaphern oder Wortspiele, und der äsopischen Kommunikation bedienen kann, ist die Durchführung einer tiefergehenden qualitativen Inhaltsanalyse angebracht, die nicht nur die Wörter ausmessen soll, sondern auch deren Sinn.“ (S. 112).
Mucundorfeanu merkt also diese offenen Forschungsfragen an, geht ihnen aber in der anschließenden, vor allem gesellschaftlich-historisch ausgerichteten Untersuchung nicht nach.